Milchviehhaltung
Im Jahr 2004 wurde in Achselschwang der neue Milchviehstall bezogen. Es handelt sich hierbei um einen Außenklimastall, d. h. ohne feste Außenwände. Der Stall wurde mit vier Liegeboxenreihen ausgestattet und verfügt über zwei Futtertische. Dadurch steht jeder Kuh 79 cm Fressplatz zur Verfügung (Empfehlung: 70 cm). Die gesamte Lauffläche ist planbefestigt, die Laufgänge am Futtertisch zusätzlich mit Gummimatten ausgestattet, was das natürliche Bewegungsverhalten und die Klauengesundheit der Tiere deutlich fördert. Der 4m breite Laufgang am Futtertisch ist nicht überdacht. Die Tiere halten sich auch bei Regenwetter gerne in diesem Bereich auf, lassen sich mitunter sogar abregnen, d.h. sie stellen sich in den Regen ohne am Futtertisch zu fressen.
Dieser unüberdachte Laufgang veranlasste unter anderem zur Überlegung, ob unter bestehenden Umständen eine Umstellung auf ökologisch/biologische Produktion möglich wäre. Im Bereich der laktierenden Kühe stehen aktuell eine überdachte Stallfläche von 9,8 m²/Tier und eine unüberdachte Fläche von 4,3 m²/Tier zur Verfügung. Das in der ökologisch/biologischen Milchproduktion geforderte Platzangebot kann, zuzüglich der Berücksichtigung von 0,8 m Futtertisch, bei den laktierenden Herden somit umgesetzt werden. Das Tier-Liegeplatzverhältnis von 1 : 1 wird bereits eingehalten und die Liegeboxen werden täglich mit gehächseltem Stroh und Pflege sauber und trocken gehalten, so wie es auch in der ökologisch/biologischen Tierhaltung erforderlich ist. Ebenso wird das maximal zulässige Tier-Fressplatzverhältnis, von 1,2 : 1 im bestehenden Betrieb mit einem Verhältnis von meist 1 : 1 deutlich unterschritten.
Es ist daher zu erwähnen, dass eine Umstellung auf ökologisch/biologische Milchproduktion am Standort Achselschwang durchaus und mit nur geringem Aufwand durchzuführen wäre. Im Bereich der trockenstehenden Kühe müsste, im Falle einer Umstellung, zur bereits bestehenden Weide ein direkter Zugang geschaffen werden. Deutlich ist, dass der konventionell wirtschaftende Betrieb Achselschwang ein sehr großes Platzangebot im Stall für die Kühe, in den einzelnen Funktionsbereichen (Lauf-, Fress- und Liegeplätze) aufweist und somit bereits einen großen Beitrag zum Wohl und der Gesundheit seiner Tiere leistet.
Stallklima
Im Winter ist nur der Abkalbebereich durch Windschutznetze besonders geschützt, damit neugeborenen Kälber keiner Zugluft ausgesetzt sind, und sich auch das Personal bei Geburtshilfe wohl fühlen kann. Auf weiteren Windschutz konnte verzichtet werden, da die Westseite direkt am Stall durch Wald geschützt ist, an der Ostseite andere Betriebsgebäude den Wind abbremsen. Bei Temperaturen bis zu – 10°C zeigen die Tiere keinerlei Reaktion in ihrem Wohlbefinden. Temperaturen unter -10 °C kompensieren die Tiere, in dem sie etwas mehr fressen und diese zusätzlich Futterenergie für die Eigenwärmeproduktion verbrauchen. Besonders wohl fühlen sich die Tiere bei trockener Kälte, wie sie oft im Januar mit Temperaturen von bis zu - 20°C auftritt.
In den Sommermonaten haben die Tiere bei über 20 °C bereits einen Bedarf an Kühlung. Temperaturgesteuerte Großraumlüfter sorgen für einen angemessenen Luftaustausch und ein angenehmes Stallklima. An besonders heißen Tagen verschafft eine Sprinkleranlage den Kühen eine kalte Dusche. Schon bei Temperaturen ab 25 °C wird dieses Angebot von den Tieren sehr gerne angenommen.
Laktierende Kühe
Der Futtertisch ist mit Nackenriegel ausgestattet, auf ein Fressgitter wurde, mit Ausnahme des Selektionsbereiches, verzichtet. Bei den Liegeboxen handelt es sich um tiergerechte Tiefboxen, die durch den Einsatz von Sandbettwaben einen stabilen Untergrund haben. Die Tiefliegeboxen wurden mit Sand aufgefüllt und werden zusätzlich, auch bei den Trockenstehern, mehrmals pro Woche mit gehächseltem Stroh eingestreut. Die laktierenden Kühe sind in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe umfasst 80 Kühe, die sogenannte Hochleistungsgruppe. In der zweiten Gruppe befinden sich 30 Tieren, die niederleistenden und aus nochmal 48 Tiere setzt sich die Versuchsgruppe zusammen, die je nach Versuchsgegenstand individuell zusammengestellt wird.
Trockensteher- und Abkalbebereich
Gegenüber der laktierenden Herde, am gleichen Futtertisch, sind die trockenstehenden Tiere untergebracht. Der Trockensteherbereich ist als 1-Reiher konzipiert und zeichnet sich ebenfalls durch hohen Kuhkomfort aus. Zusätzlich ist neben dem Milchviehstall eine Weide eingerichtet, auf der trockenstehende Kühe einen Teil ihrer Trockenstehzeit verbringen können. Vor der Kalbung werden die Tiere in geräumige, helle und gut einsehbare Abkalbeboxen für bis zu 2 Tiere untergebracht. Diese werden nach dem Rein-Raus-Verfahren belegt und stets gemistet, gewaschen und desinfiziert. Es besteht die Möglichkeit in diesen Strohboxen Tiere mit einer Standeimermelkanlage zu melken.
Impressionen aus dem Stall
Futtertisch Achselschwang
Kuhkomfort
Füllen der Waben mit Sand
Abkühlung durch die "Kuhdusche"
Lichtmanagement
Weißlichtphase
Im November 2017 wurde ein neues Lichtmanagement im Achselschwanger Milchviehstall installiert. Laut Hersteller soll es auf den Kuhkomfort und die Milchleistung, sowie auf die Energieeffizienz im Stall, positive Auswirkungen haben.
Hintergrund der Innovation dieser LED-Stalllampen, ist die unterschiedliche Wahrnehmung der Wellenlängen von Licht, zwischen Kuh und Mensch. Die Ursache hierfür liegt in dem unterschiedlichen Aufbau der Augen. Durch die Dauer des Lichteinflusses und der Tageszeit kann die Aktivität und Fortpflanzung der Kühe, sowie die Jungtieraufzucht positiv beeinflusst werden. LED-Lampen imitieren zu diesem Zweck das natürliche Licht am besten.
Die spezielle LED-Linse bricht das Licht, was in einer besonders gleichmäßigen Lichtverteilung im Stall resultiert. Dies soll einen geregelten und flüssigen Kuhverkehr ermöglichen, da das Auge der Kuh siebenmal so lange wie das menschliche Auge benötigt, sich an wechselnde Lichtverhältnisse anzupassen. Dank der, für die Kuh optimalen Farbe des Lichtes, werden nur noch 125 LUX, statt der für den Menschen üblichen 180 LUX im Stall benötigt. Die Differenz von 55 LUX (180- 125 LUX) ermöglicht eine Energieeinsparung von bis zu 30 %. Wird auch die höhere Milchleistung berücksichtigt, können sogar 60 % Energie eingespart werden.
Weißlichtphase
Mit der Verlängerung der Tageslichtphasen im Winter und durch die Verwendung von Blau- und Weißlicht soll die Ausschüttung des Hormons Melatonin und damit die Aktivität der Tiere gesteuert werden. Bei Dunkelheit und Kurztagphasen erhöht sich die Ausschüttung des Hormons. Die Aktivität der Kühe sinkt dadurch wie im Winter, auf natürliche Art und Weise.
Langtagphasen und viel Helligkeit unterdrücken die Aktivität der Zirbeldrüse und so die Melatoninausschüttung. Die Aktivität der Kühe steigt an und Brunstsymptome können besser erkannt werden. Eine reduzierte Ausschüttung von Melatonin wird mit einem 16h-Lichtprogramm mit Blaulicht erreicht und soll sich, neben der höheren Futteraufnahme, positiv auf Milchleistung, Wachstum und Fruchtbarkeit der Tiere auswirken.
Die Nachtbeleuchtung mit Weißlicht wird auf wenige Lampen begrenzt und diese auf ein Minimum gedimmt, um die Erholungs- und Ruhephasen der Milchkühe so intensiv wie nur möglich zu gestalten. Dadurch kann sich, laut Hersteller, die Einsatzleistung bei Laktationsbeginn um bis zu 3 kg Milch/Tag gesteigert werden. Auch in der Laktation sollen höhere Tagesmilchleistungen durch das 16h- Tageslichtprogramm, im Vergleich zur natürlichen Beleuchtung, erreicht werden.
Zudem kann die Leuchtstärke der LED-Lampen mit einer Dimmer- Funktion durch eine Zeitschaltuhr und Lichtsensoren, an die aktuelle und natürliche Sonnenlichteinstrahlung angepasst werden. Deshalb wird nur so viel Strom verbraucht, wie tatsächlich benötigt wird.
Der Arbeitsplatz und die -zeiten des Landwirts im Stall werden mit Weißlicht erhellt, ohne Einfluss auf die Melatonin Bildung.
Intelligente LED-Leuchte für die Funktionsbereiche Fressen, Liegen und Laufen in der Milchviehhaltung