Strukturpellets – eine Einstreualternative für Tiefliegeboxen?!

Der Milchviehstall im Staatsgut Grub verfügt über 62 Liegeboxen von vier verschiedenen Herstellern. Jede der vier unterschiedlichen Liegeboxenaufstallungen ist zur einen Hälfte als Hochbox und zur anderen Hälfte als Tiefboxen für die Kühe im Angebot. Über jeder Liegebox befindet sich ein Ultraschallsensor, der rund um die Uhr die Liegeboxenbelegung misst.
Und die Kuh zeigt ganz eindrucksvoll, was sie will.
Die Tiefliegeboxen werden in Grub als Kalk-Stroh-Matratze bewirtschaftet. Kalk ist allerdings kein optimales Einstreumaterial. Er macht die Haut spröde und das Gemisch aus Kalk und Kot haftet teilweise sehr unschön am Fell der Tiere und bildet vielfach einen regelrechten Panzer um die Klauen. Gerade in der warmen Jahreszeit werden die Kalk-Stroh-Matratzen oft sehr hart, was den Liegekomfort erheblich schmälert. Da im Gruber Stall alle Liegeboxenabtrennungen flexibel sind, liegen so manche Kühe leicht schräg in der Liegebox, was rasch zu einer Versumpfung dieser führt, gerade wenn es sich um kleinrahmige Tiere handelt. Weil also die Kalk-Stroh-Matratzen durchaus Nachteile aufweisen, machte sich der Koordinator für Rinderhaltung Wolfgang Müller auf die Suche nach funktionierenden Alternativen beim Einstreumaterial und wurde im Herbst 2022 fündig. Die Lösung lautet: Strukturpellets aus Stroh.

Eine attraktive Liegefläche.jpg

Das Besondere an diesen Presslingen ist, dass sie aus unzerkleinertem Stroh produziert werden und mit einem Durchmesser von 16 mm sehr grob sind. Wegen ihres hohen Strukturanteils sind die Strukturpellets extrem saugfähig und zugleich absolut staubarm. Da beim Pelletieren unter hohem Druck Temperaturen von bis zu 90 °C entstehen, sind diese Pellets auch nahezu keimfrei. Aufgrund dieser positiven Eigenschaften lassen sich die Strukturpellets hervorragend als Einstreumaterial und Futtermittel in der Tierhaltung verwenden.
Die große Oberfläche der Pellets bewirkt eine enorme Saugfähigkeit, sodass 1 kg Strukturpellets bis zu 4 l Wasser binden können. Auf diese Weise sind diese Pellets in der Lage, die Feuchtigkeit aus tierischen Ausscheidungen in Form von Kot und Harn vom Stallboden optimal zu binden. Ebenso nehmen die Strukturpellets Gerüche und Ammoniak aus der Stallluft auf und verbessern damit das Stallklima. Sobald die Pellets nach dem Einstreuen mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen, zerfallen sie und bilden eine trockene Matratze.
Auf diese Weise konnten auch in Grub versumpfte Tiefboxen auf schnellem und effektivem Weg trockengelegt werden.

Trockene Liegeboxen.jpg

Die mit Strukturpellets eingestreuten Liegeboxen kristallisierten sich schnell als der Renner für die Kühe heraus, was die Messung der Liegeboxenbelegung eindeutig beweist. Die Pellets verbreiten auch einen angenehmen Duft, der der Kuh mit ihrem sehr fein ausgeprägten Geruchssinn beim Liegen ein Wohlgefühl vermittelt. Die Qualität und der Geruch des Einstreumaterials bestimmen also die Liegedauer. Sauber liegt´s sich einfach länger! Im Vergleich zu Strohhäcksel wird eine deutlich geringere Menge an Pellets benötigt. Aber nicht nur der Bedarf an Einstreumaterial verringert sich dabei beträchtlich, sondern gleichzeitig die Menge des anfallenden Mists und der Zeitbedarf für das Entmisten des Stalls. Vom Handling her erweisen sich die Strukturpellets als unproblematisch. Man kann sie per Hand aus einem Eimer verstreuen oder mit einem Einstreugerät verteilen. Ist einmal eine ordentliche Matratze vorhanden, dann reicht es, wenn einmal pro Woche nachgestreut wird. Aufgrund der mit 600 bis 700 kg/m3 hohen Schüttdichte ist nur wenig Lagerraum erforderlich, was sich gerade bei ohnehin oft auftretendem Platzmangel als vorteilhaft erweist.

Strukturpellets im Einsatz.jpg

Fazit

Aufgrund aller genannten Vorteile möchte der Koordinator für Rinderhaltung Wolfgang Müller nicht mehr auf den Einsatz von Strukturpellets verzichten. Und die Tiere sprechen überall die gleiche Sprache. Die mit Strukturpellets eingestreuten Tiefboxen im Staatsgut Grub können jederzeit nach Voranmeldung besichtigt werden.