Im Rahmen eines von dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, dem Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sowie dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr geförderten Projekts wurde 2024 die Agri-PV-Anlage am Staatsgut Grub in Betrieb genommen. Die Agri-PV-Anlage ergänzt das Konzept der Bayerischen Staatsgüter, dass auf angewandte Forschungs- und Wissensvermittlung basiert. Zusammen mit dem TFZ, welches für die wissenschaftliche Begleitung zuständig ist, liegen nun die ersten Erfahrungen vor.
Im Unterschied zu herkömmlichen Praxis-Anlagen wurden am Staatsgut in Grub verschiedene Bauweisen Hochaufgeständerte, Linear-Tracking und Vertikale-bifazilale Agri-PV, auf einer Fläche umgesetzt.
Dadurch wird die Vergleich- und Bewertbarkeit der verschiedenen Anlagentypen gewährleistet:
"Hochständer" | "Linear-Tracking" | "Vertikal/Zaun-Anlage" |
Bewirtschaftung unter der Anlage ermöglicht durch Aufständerung der PV-Anlage auf ca. 5,7 m. | Bewirtschaftung zwischen den PV-Reihen | Bewirtschaftung zwischen den PV-Reihen, |
PV-Module werden dem Sonnenstand nachgeführt | PV-Module werden dem Sonnenstand nachgeführt und für die Bewirtschaftung zwischen den Reihen gekippt | PV-Module werden senkrecht installiert |
Kippwinkel ±60° | Kippwinkel ±60° |
Dadurch bleibt die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen erhalten, während gleichzeitig nachhaltige Stromerzeugung erfolgt.
Im Zeitraum seit dem Netzanschluss Mitte Juni 2024 konnten folgende Stromerträge erzielt werden: Insgesamt wurden 492.330 kWh erzeugt, was einem Ertrag von 524 kWh/kWp entspricht. Die verschiedenen Anlagentypen wiesen dabei unterschiedliche Ertragswerte auf.
Anlagentyp | "Hochständer" | „Linear-Tracking“ | "Vertikal" |
Teilflächen | Nord-Ost | Süd | Nord-West |
Ausrichtung der Solarmodule | Ost/West | Ost/West | Ost/West |
Ausrichtung der Bewirtschaftungsreihen | Ost/West | Nord/Süd | Nord/Süd |
Installierte Leistung | 239,8 kWp | 293,8 kWp | 408,3 kWp |
Achsabstände der Reihen | 13,5 m | 14,8 m bzw. 26,3 m | 14 m bzw. 25 m |
Flächenbedarf mit Vorgewende | ca. 10.500 m2 | ca. 15.000 m2 | ca. 36.000 m2 |
Flächenverlust durch Montagesystem | ca. 140 m2 | ca. 520 m2 | ca. 220 m2 |
Biodiversitätsfläche | ca. 390 m2 | ca. 310 m2 | ca. 1.100 m2 |
Bewirtschaftete Flächen | ca. 10.000 m2, 96,3 % | ca. 14.600 m2, 97,9 % | ca. 34.900 m2, 97,0 % |
Im Zeitraum zwischen 01.07.2024 und 31.12.2024 konnten nun die ersten Ergebnisse ausgewertet werden. Insgesamt wurden 492.330 kWh erzeugt, was einem Ertrag von 524 kWh/kWp entspricht.
Inwiefern sich die spezifischen Stromerträge je Anlagentyp unterscheiden, muss sich noch zeigen. Grundlegend unterscheiden sich die Anlagentypen hinsichtlich der Stromerträge vor allem bei dem täglichen Verlauf. Während bei der Vertikal-bifazialen Anlage zwei „Höcker“ jeweils am frühen Vormittag und späten Nachmittag auftreten, kennzeichnet die Linear-Tracking-Anlage eine konstant, flachere Ertragskurve mit kleinen Spitzen vor und nach dem Sonnenhöchststand.
Die Hochaufgeständerte-Anlage verzeichnet in der Abbildung einen „Peak“ um die Mittagszeit, da das Tracking dieser Anlage zu diesem Zeitpunkt noch nicht funktionierte. Bei funktionsfähigem Tracking sollte die Ertrags-kurve dem der Linear-Tracking-Anlage nahezu gleichen.
Der erzeugte Strom wird im Rahmen der Direktvermarktung über die EPEX Spot zum jeweiligen Stundenwert verkauft:
Monat | ct/kWh |
Juni 2024 | 6,31 |
Juli 2024 | 4,46 |
August 2024 | 5,09 |
September 2024 | 5,23 |
Oktober 2024 | 7,26 |
November 2024 | 9,80 |
Dezember 2024 | 10,18 |
Ein wesentlicher Bestandteil der Aufgaben der Bayerischen Staatsgüter ist die landwirtschaftliche Nutzung der zwischen bzw. unter den Anlagen liegenden Flächen. Im Frühjahr 2024 wurde Sommergerste eingesät, welche am 30.07. geerntet wurde. Anschließend wurde Weidelgras am 23.08 eingesät, welches am 26.10. gemäht und am 28.10. gehäckselt wurde.
„Unser Projekt zeigt, dass Stromgewinnung und Landwirtschaft Hand in Hand gehen können“, sagt Philipp Purucker, Energieberater der Bayerischen Staatsgüter.
Generell stellen die Ständergewerke der Anlagen höhere Anforderungen an die Aufmerksamkeit bei Feldarbeit und Erhöhen die Rangierzeiten. Bei den gewählten Reihenweiten von 25m und Arbeitsbreiten von 24m ist für eine sichere Bewirtschaftung zwingend ein RTK-Spurführungssystem nötig, welches auch bei Feldarbeiten mit geringeren Arbeitsbreiten (z.B. Bodenbearbeitung, Gülleausbringung) den Fahrer durch Erfassung der Anlagenteile als „Hindernis“ im GPS-System entlasten. Als problematisch zeigt sich die Ausbringung mineralischer Düngemittel, da hierfür bei der Vertikal-bifazialen Anlage (beidseitig) Grenzstreueinrichtungen vorzusehen sind. Das Häckseln des Weidelgrases mit einem herkömmlichen Feldhäcksler war auch unter der Hochaufgeständerten Anlage möglich.
Verschmutzungen durch die landwirtschaftlichen Arbeiten können bis dato nicht erkannt werden.
Mit den kommenden Versuchsjahren sollen, u.a. auch durch die wissenschaftliche Begleitung des TFZ, belastbare Aussagen zur Auswirkung auf die landwirtschaftlichen Erträge und ökologische Auswirkungen möglich sein“ ergänzt Dr. Fabian Lichti, Staatsgutleiter Grub.