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Geschichte Haupt- und Landgestüt Schwaiganger
Tausend Jahre lässt sich die Geschichte Schwaigangers zurückverfolgen. Der Name setzt sich zusammen aus Schwaige = Einzelnes Gehöft und Anger = Weide-/Wiesenstücke. Erstmals urkundlich erwähnt wird es 955 im Besitz eines Ungarn. Bis Ende des 15. Jahrhunderts wechselten die Besitzer der Schwaige ständig. Erst ab dem 16. Jahrhundert, nach Übernahme durch das Haus Wittelsbach, stabilisiert sich der Besitzstand. In der ersten Bayerischen Landkarte von Apian, etwa um das Jahr 1550, wird unter dem Namen Angern ein Pferdekral gekennzeichnet, der auf die Bedeutung Schwaigangers für die Pferdezucht bereits zu der damaligen Zeit hinweist. Aufzeichnungen von 1610 ist zu entnehmen, dass Pferde des Hofgestütes Grasslfing nach Schwaiganger getrieben wurden.
In den folgenden Jahrzehnten bis 1808 war die Schwaige Anger nebst den Schwaigen Laufzorn und Grünwald als Kabinettsgut mit Schleißheim vereinigt. 1780 bis 1790 war Schwaiganger durch Anordnung des Kurfürsten Karl Theodor Witwensitz der Herzogin Maria Anna von Bayern, Witwe des Herzogs Clemens Franz de Paula.
Ein Zeugnis dieser Zeit ist die Sonnenuhr am Hauptgebäude, in deren oberen Teil die Herzogin Maria Anna von Bayern dargestellt ist. Insbesondere Kammerdiener Andreas Andree, dem Rentenverwalter und der rechten Hand der Herzogin ist ein Großteil der baulichen Gestaltung des Gestüts zuzuschreiben. Diese segensreiche Tätigkeit endete mit der Übergabe des Kabinettsgutes Schwaiganger 1808 an die Militärverwaltung.
Der Pferdebestand wurde beträchtlich erhöht und es erfolgte eine umfassende Erweiterung des Grundbesitzes auf 8.160 ha, durch Ankauf umliegender oder angrenzender Höfe und Ländereien (1811 Weghaus, 1812 Kreuth, 1814 Acheleschwaig, 1815 Linderhof, 1818 Guglhör).
1826 wurde das Armeegestüt aufgelöst und Schwaiganger als Fohlenhof weitergeführt. 1840 errichtete die Militärverwaltung wieder ein Gestüt für Warmblutzucht, das jedoch nicht den Vorstellungen der Armee entsprach und deshalb 1864 nach Achselschwang am Ammersee verlegt wurde. Seit dieser Zeit blieb Schwaiganger ausschließlich Remontendepot bis zur Auflösung 1920.
1920 übernahm der bayerische Staat das Stammgestüt Schwaiganger und errichtete zunächst ein Kaltblutgestüt für die Förderung der bäuerlichen Zucht. Nach dem 2. Weltkrieg wurde in Schwaiganger mit der Aufzucht von Haflingerhengsten und 1963 mit dem Aufbau einer Warmblutstutenherde begonnen, der 1970 eine Haflingerstutenherde folgte. 1980 wurde das Landgestüt Landshut aufgelöst und in Schwaiganger das Bayerische Haupt- und Landgestüt geschaffen. Seit dem 1.1.2004 war Schwaiganger das Lehr- Versuchs- und Fachzentrum für Pferdehaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), bevor es zum 01.01.2020 den Bayerischen Staatsgütern zugeordnet wurde und zukünftig verstärkt als Bildungszentrum für Pferdehaltung und Reiten weiterentwickelt wird.