Milchviehfütterung Achselschwang
Das Ziel, die Milchviehherde zum Großteil aus eigenen bzw. heimischen Futtermitteln zu versorgen besteht in Achselschwang schon lange. Die heutige Ration beweist, dass man in der Milchviehhaltung nicht auf eiweißreiche Importfuttermittel angewiesen ist. 55 % des benötigten Rohproteins werden von den eigenen Wiesen und Feldern geerntet. Der Zukauf beschränkt sich auf heimischen Rapsextraktionsschrot und ein Milchleistungsfutter 18/3.
Aktuelle Leistungsdaten
Fütterung
Futtergruppen
Die laktierende Herde ist in drei Futtergruppen unterteilt.
Gruppe 1, die Hochleistungsgruppe, umfasst rund 80 Tiere, die mit einer Art Kompakt- PMR (Partielle-Mischration) gefüttert werden. Die Tiere der Hochleistungsgruppe sind zwischen dem 1. und dem 180. Trächtigkeitstag. Abhängig von ihrer Milchleistung werden sie, ab dem 180. Trächtigkeitstag in die Gruppe 2, die Altmelker-Herde umgestellt, in der sie bis zum Trockenstellen verbleiben. Hier wird eine TMR (Total-Mischration) gefüttert.
Zusätzlich besteht noch eine dritte Futtergruppe, die (Versuchs-) Gruppe 3. Diese wird für Fütterungsversuche anhand der Leistungs- und Laktationsdaten zusammengestellt und bleibt über den gesamten Versuchsablauf in ihrer festen Zusammenstellung bestehen.
Futtermischung:
Seit 2016 wird das Futter in einer Art Kompakt-PMR vorgelegt. Das bedeutet, die Reihenfolge der Befüllung des Mischwagens ist exakt definiert, ebenso wie die Vorgaben bezüglich Mischdauer und Drehzahlen bei der Mischereinstellung. Die Gesamtmischung hat bei der Futtervorlage einen Trockensubstanzgehalt von ca. 42 %, der ohne eine extra Wasserzugabe erreicht wird.
Als Haupteffekt der Kompakt-PMR wird das positiv veränderte Fressverhalten der Kühe wahrgenommen. Das Futter wird von oben nach unten weggefressen und eine Selektion ist kaum mehr zu beobachten. Aus diesem Grund sind die Fresszeiten der Tiere kürzer und die Ruhezeiten länger geworden. Das Verhalten der Milchviehherde ist mit diesem System der Futtervorlage insgesamt wesentlich ruhiger, da die Tiere über 24 h immer das gleiche Futter am Futtertisch vorfinden. Das führt dazu, dass nur wenige Tiere direkt bei der Futtervorlage oder nach dem Anschieben zum Futter kommen, der Großteil der Herde bleibt in den Liegeboxen.
Ziel dieser Rationsherstellung ist, die Futterselektion zu reduzieren, die Futteraufnahme zu erhöhen und in Folge die Leistung zu steigern.
Einfluss der Fütterung einer „Kompakt-Mischration“ auf Futteraufnahme und Leistung bei Milchkühen
Aktuelle Rationen
Die Futterrationen werden grasbetont, aus Gras- und Maissilage, Heu, Stroh, Rapsextraktionsschrot, Körnermais und Gerste gemischt.
Die Futtermischung für hochleistende und frisch laktierende Kühe (Gruppe1) ist in kg TM pro Tier und Tag wie folgt zusammengesetzt:
- Grassilage: 7,3 kg TM
- Maissilage: 6 kg TM
- Heu: 0,9 kg TM
- Gerstenstroh: 0,4 kg TM
- Rapsextraktionsschrot: 4 kg TM
- Körnermais: 1,3 kg TM
- Gerste: 1,3 kg TM
Aktuell nehmen die Kühe der Hochleistungsgruppe 21 kg TM der Ration/Tier und Tag auf.
Für Milchleistungen, die über dem Milcherzeugungswert der Basisration, von 30 L Milch liegen, wird eine gezielte Leistungsfütterung durchgeführt. Diese erfolgt stufenweise (1kg Kraftfutter/3kg Milch) über die Kraftfutterstationen und ist auf maximal 5 kg Kraftfutter/Tier und Tag begrenzt. Diese Kraftfuttermischung besteht zu 30 % aus Körnermais, 30 % Rübenschnitzel, 30 % Rapsextraktionsschrot und etwas Weizenschlempe, Weizenkleie, Melasse und Mineralstoffe.
Die Gruppe 2, die Altmelker, erhält folgende Ration in kg TM pro Tier und Tag:
- Grassilage: 9,6 kg TM
- Maissilage: 4,3kg TM
- Heu: 0,9 kg TM
- Rapsextraktionsschrot: 1,8 kg TM
In der Gruppe 2 werden im Durchschnitt 17 kg TM tägliche Futteraufnahme erreicht. Der Milcherzeugungswert dieser Ration liegt zur Zeit bei 20 L Milch.
Die (Versuchs-) Gruppe 3 hat eine Basisration, die sich in der Regel an die Mischung der Gruppe 1 anlehnt. Die Zusammensetzung ist abhängig von der jeweiligen Versuchsfrage.
Alle Rationen enthalten Viehsalz, Kohlensauren Kalk und Mineralfutter.
Kraftfuttereffizienz
Aktuell wird eine Kraftfuttereffizienz von durchschnittlich 270 g KF/kg Milch ermittelt. Dabei liegen die Hochleistenden, Gruppe 1, bei 290 g Kraftfutteraufwand/kg Milch und die Altmelker bei 150 g Kraftfutter/kg Milch. Als betriebliches Ziel steht eine durchschnittliche Kraftfuttereffizienz von unter 250 g/kg Milch fest, so dass eine Grundfutterleistung von über 4000 kg Milch erreicht wird.
Importsojaextraktionsschrot durch heimischen Rapsextraktionsschrot ersetzen
Rapsextraktionsschrot ist ein Reststoff aus der Speiseöl- und Margarineherstellung mit einem Rohproteingehalt von 35 % bis 40 %. Dieser Rohproteingehalt macht Rapsextraktionsschrot für die Milchviehfütterung interessant. Der Versuch, Sojaextraktionsschrot mit Rapsextraktionsschrot zu ersetzen, erbrachte 2014 in Achselschwang aufschlussreiche Ergebnisse. Es zeigte sich, dass es mit etwas Anpassung durchaus möglich ist Sojaextraktionsschrot mit Rapsextraktionsschrot vollständig zu ersetzen. Dies bringt nicht nur den Vorteil, auf heimisches Eiweiß zurück greifen zu können. Auch finanziell, so zeigt der Versuch, zeigt sich der Einsatz von Rapsextraktionsschrot vorteilhaft.
Rapsextraktionsschrot – eine Alternative für die Milchviehfütterung
Mehr Milch aus Grobfuttereiweiß
Doch nicht nur die Kraftfuttermittel sind bezüglich des Rohproteingehalts von Bedeutung. Von April 2011 bis Dezember 2012 hat sich das Staatsgut Achselschwang an dem groß angelegten Versuch „Mehr Milch aus dem Grobfuttereiweiß“ beteiligt. Die Auswertung hat unter anderem gezeigt, dass hohe Rohproteinerträge vor allem von einer optimalen Bestandszusammensetzung des Grünlands sowie dem richtigen Schnittzeitpunkt und hohen TM-Erträgen abhängen. Durch gezielte Düngung und Nachsaat wird in Achselschwang versucht, die Qualität des Grobfutters ständig zu verbessern.
Mehr Milch aus Grobfuttereiweiß
Grascobs
Ein weiterer Versuch, mehr heimisches Eiweiß aus dem Grobfutter zu holen, ist das Heißlufttrocknen von Gras zu sogenannten Grascobs. Hierbei wird das Gras schonend konserviert und behält damit relativ hohe Gehalte an Energie und nutzbarem Rohprotein. Auch hierzu wurde in Achselschwang ein Versuch durchgeführt.
Grascobs – eine Rationskomponente für hochleistende Milchkühe?
Ohne Grundfutteranalyse keine Rationsberechnung
Der Grundstock einer jeden Rationsberechnung ist eine genaue Analyse der eingesetzten Futtermittel. Die Online-Anwendung webFuLab bietet hier einen Weg, der deutschlandweit einmalig ist. Landwirte und Berater können "papierlos“ online die Futterproben direkt im Labor anmelden. Die eigene Anmeldung bringt den Vorteil, dass die Futterprobe nach dem Eintreffen im Labor schneller in die Untersuchungsroutine einfließen. Somit hat der Landwirt seine Ergebnisse schneller online zur Verfügung und kann über die Anwendung webFuLab sogar Vergleichswerte mit seinem Landkreis oder Regierungsbezierk erstellen.
Anwendungshilfen zum Online-Angebot webFuLab
Fütterungskonzept Achselschwang
Die aktuellen Leistungsdaten der Achselschwanger Milchviehherde zeigen, dass mit einer Fütterung "ohne gentechnisch veränderte Futtermittel" durchaus hohe Milchleistungen zu erzielen sind. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist es, auf Importsoja zu verzichten und den Proteinbedarf aus heimischen Futtermitteln zu decken. Des weitern sollte jedem/er Landwirt/in bewusst sein, dass das "günstige" Protein auf den eigenen Flächen wächst - wenn er/sie diese ausreichend pflegt.