Wildgehege Pfrentsch: Rot-, Dam- und Sikawild

Im Jahr 2006 wurde das Wildgehege Pfrentschweiher als staatliches Lehr-, Versuchs- und Demonstrationsgehege in Dienst gestellt. Im folgenden erhalten Sie Informationen über die geschichtliche Entwicklung, die Aufgaben und das in Pfrentschweiher gehaltetene Wild. Das Gehege Pfrentschweiher ist reich strukturiert und bietet dem gehaltenen Wild naturnahe Lebensbedingungen um artgemäß leben zu können. Durch die Aufteilung in Winter-, Setz- und Sommergehege findet das Wild immer die ideale Futtergrundlage und Umwelt vor.

Grünlandnutzung mit Gehegewild
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Rotwild in üppiger Äsung

Die landwirtschaftliche Wildhaltung hat in Bayern in den letzten 35 Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Derzeit bestehen zirka 2.350 Wildgehege auf 5.600 Hektar Fläche. Damwild nimmt mit 25.300 Zuchttieren den größten Teil ein, gefolgt von 10.800 Zuchttieren Rotwild. Eine weitere Zunahme der landwirtschaftlichen Wildhaltung ist aus Sicht einer umweltschonenden Grünlandbewirtschaftung zwar erwünscht, ist aber, wie auch andere extensive Tierhaltungsformen im Konkurrenzkampf um die landwirtschaftlichen Flächen eher in der Defensive.

Der Selbstversorgungsgrad bei Wildfleisch liegt in der Bundesrepublik Deutschland bei 60 Prozent und in der EU bei nur rund 20 Prozent. Die in Pfrentsch gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Aus- und Weiterbildung der landwirtschaftlichen Wildhalter ein.

Das Lehr-, Versuchs- und Demonstrationsgehege Pfrentsch beschäftigt sich als Zentrum für Wildhaltung mit folgenden Aufgaben und Fragen:

  • Untersuchungen in den Bereichen Tierverhalten
  • Tierschutz und artgerechte Haltung
  • Sachkundelehrgänge und Fortbildung für Gehegewildhalter
  • Vereinbarkeit der Gehegewildhaltung mit Naturund
    Umweltschutzbelangen
  • Verbesserung der Produktqualität und
  • Verbesserung der Managementsysteme
Beschreibung des Versuchsbetriebes Pfrentsch

Beschreibung des Versuchsbetriebes Pfrentsch

Betriebsfläche

  • Betriebsfläche: 181 ha
  • Ackerland: 17 ha
  • Grünland: 118 ha
  • Wasser, Gräben, Böschungen: 12 ha
  • Wald: 16 ha
  • Ödland, Wege, Hoffläche: 5 ha
  • Kleinstrukturen, Renaturierungsfl.: 9 ha
  • Lage: 494 m über dem Meeresspiegel
  • Jahresdurchschnittstemperatur: 7,0°C
  • Jahresniederschläge: 745 mm

Geschichte

1362 ließ Kaiser Karl IV. im Tal der Pfreimd durch einen Dammbau beim Dorf Pfrentsch einen großen Weiher anlegen. Im Mittelalter war der Pfrentschweiher mit mehreren kleinen Inseln ca. 1400 Tagwerk groß. Sinn der Anlage war die Fischzucht und die ständige Wasserversorgung der flussabwärts gelegenen Glasschleifen und Hammerwerke. Da sich die Fischzucht wegen der Fischräuberei der Anwohner nicht lohnte, wurde 1810 die Trockenlegung angeordnet, die 1840 vollzogen war. Im Jahr 1853 wurde die erste Wiesenbauschule errichtet und 1923 folgte die Gründung einer Außenstelle der Landesanstalt für Moorwirtschaft.

1940 wurden ein Milchviehstall und einige Landarbeiterhäuser für Betriebsangehörige gebaut. Zur Sesshaftmachung von 20 heimatvertriebenen Landwirten wurden 1951 43 ha Fläche abgegeben. 1969 erfolgte die Eingliederung des Versuchsgutes Pfrentsch in die damalige Lehr- und Versuchsanstalt Almesbach. Seitdem werden die Flächen zur Aufzucht von Jungrindern aus Almesbach und zur Mutterkuhhaltung genutzt. Im Jahr 2004 wurde Almesbach als Lehr-, Versuchsund Fachzentrum in die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft integriert. Dabei wurde die Ausrichtung von Pfrentsch auf landwirtschaftliche Wildhaltung beschlossen. Es wurden 33 ha intensiv bewirtschaftete Ackerfläche in extensives Grünland umgewandelt und ein 44 ha großes Wildgehege errichtet, das überwiegend mit Rot-, aber auch mit Dam- und Sikawild belegt ist.

Das Gehegewild in Pfrentschweiher im Detail

Rotwild

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Kapitaler Rothirsch

Rotwild (CERVUS ELAPHUS) ist die größte freilebende Wildart in Deutschland. Das in den landwirtschaftlichen Wildgehegen gehaltene Rotwild ist mit dem in der freien Wildbahn lebenden weitgehend identisch und lebt in Rudeln. Bei den importierten Zuchttieren aus England, Ungarn und den Karpaten bestehen Unterschiede in Größe, Geweihausprägung und Farbzeichnung.
Für eine artgerechte Haltung im Gehege ist ein Unterstand und Sichtschutz, der aus Bäumen, Sträuchern oder einer Schutzhütte bestehen kann, erforderlich.
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Rotwildkalb

Im Sommer ernährt sich das Rotwild vom Gras-, Klee und Kräuteraufwuchs im Gehege. In den Wintermonaten werden in der Schutzhütte oder in überdachten Futterraufen Heu, Grassilage und kleine Kraftfuttergaben gefüttert. Auch Rüben und Kastanien frisst das Rotwild gerne.
Eine lebhafte Brunft findet beim Rotwild im September und Oktober statt. Die Kälber werden im Mai mit 8-10 kg geboren. Die Säugezeit dauert 4-8 Monate und mit 9-12 Monaten werden sie selbstständig. Die Tiere werden mit 16-17 Monaten geschlechtsreif.