Wildfleisch aus landwirtschaftlichen Gehegen
Wenn Sie zu den Menschen gehören, die besonderen Wert auf eine gesunde Ernährung legen und delikate, wohlschmeckende Gerichte besonders schätzen, dann liegen Sie beim Verzehr von einheimischem Wildfleisch aus landwirtschaftlichen Wildgehegen genau richtig.
Wildfleisch von Dam- und Rotwild
In den rund 2.500 bäuerlichen Wildgehegen in Bayern werden Dam- und Rotwild unter sehr natürlichen Bedingungen zur Wildfleischerzeugung gehalten. Zur artgerechten Haltung ist es erforderlich, dass der Wildhalter spezielle Fachkenntnisse besitzt und die Gehege eine Mindestgröße von 1 Hektar für Damwild, 2 Hektar für Rotwild und 3 Hektar für ein Mischgehege aufweisen. Für jedes erwachsene Tier mit Nachzucht muss eine Mindestfläche von 1.000 Quadratmetern für Damwild und 2.000 Quadratmetern für Rotwild zur Verfügung stehen.
Der Wildbesatz im Gehege ist so zu wählen, dass in den Sommermonaten der Futteraufwuchs im Gehege den Nahrungsbedarf der Tiere voll deckt. Nur bei Trockenheit oder in den Übergangsmonaten ist eine Beifütterung erforderlich.
In den Wintermonaten soll an mindestens zwei überdachten Raufen Futter angeboten werden, damit auch die rangniedrigeren Tiere ausreichend Futter aufnehmen können. Als Bei- und Winterfutter werden dem Wild Heu, Grassilage, Rüben und kleine Kraftfuttergaben angeboten.
Die Muttertiere bekommen jedes Jahr ein Kalb. Die Jungtiere werden beim Rotwild im Mai und beim Damwild im Juni und Juli geboren. Die Tiere für die Wildfleischerzeugung werden im Alter von 15 - 20 Monaten, Rotwildkälber verschiedentlich auch schon früher, geschossen.
Teilstücke von Rot- und DamwildMerkmale | Damwild - Spießer in kg | Damwild - Schmaltier in kg | Rotwild - Kalb in kg | Rotwild - Spießer in kg |
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Lebendgewicht | 44,8 | 36,4 | 52,4 | 93,6 |
Jagdgewicht | 32,0 | 25,1 | 36,9 | 62,3 |
Schlachtkörpergewicht | 25,1 | 19,5 | 28,4 | 49,0 |
Schultern | 3,8 | 2,8 | 5,0 | 8,9 |
Keulen | 9,8 | 7,9 | 10,9 | 18,5 |
Rücken | 4,5 | 3,1 | 4,9 | 9,4 |
Dünnung | 3,7 | 2,8 | 4,3 | 8,3 |
Hals | 2,4 | 1,8 | 2,4 | 3,2 |
In 100 Gramm magerem Fleisch (Keule) sind enthaltenTierart | Energie in kJ/kcal | Eiweiß in g | Fett in g | Cholesterin in g |
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Dam- bzw. Rotwild | 430/103 | 22 | 1,6 | 50-70 |
Rind | 888/213 | 30 | 9,2 | 73 |
Schwein | 699/167 | 18 | 10 | 70 |
Lamm | 751/180 | 27 | 7,9 | 87 |
Brathähnchen | 414/99 | 21 | 4 | 75 |
Fleischreifung, Zubereitungstipps und Lagerung
Fleischreifung
Die Dauer der Fleischreifung hängt stark vom Alter der Tiere ab. Da das Fleisch von Gehegewild fast nur von jungen Tieren stammt, ist eine Fleischreifung von einer Woche völlig ausreichend. Bei Alttieren kann die Fleischreifung bis zu drei Wochen andauern, wenn eine hohe Fleischhygiene und eine Kühltemperatur von 2° bis 4° C eingehalten werden. Alttiere werden überwiegend zu Wildsalami verarbeitet. Das Beizen oder Spicken ist bei Fleisch von jungem Wild, das hygienisch gewonnen wurde, nicht notwendig, da es ohnehin mild und zart ist.
Zubereitungstipps
Damit die Wildgerichte gut gelingen, sind die portionierten Fleischteile gut mit Öl einzureiben und bei hoher Temperatur rund herum kurz anzubraten, so
dass sich die Poren schließen und der Saft im Fleisch bleibt. Bei einer mittleren Kerntemperatur von 65° bis 80° C soll das Bratenstück langsam garen. Die Gardauer richtet sich nach der Fleischgröße und beträgt 60 - 120 Minuten. Das Bratenstück soll vor dem Verzehr noch ca. 15 Minuten ruhen, damit es besonders mild und zart wird.
Vakuumverpacken und Einfrieren
Da das Wild vor allem saisonal im Spätherbst angeboten und oft nicht frisch verbraucht wird, können die Teilstücke vakuumverpackt und eingefroren werden. Fleischteile mit spitzen Knochen sind mit Pappe oder dicker Folie abzudecken und mit dem Vakuumapparat luftdicht zu verschließen. Weil das Wildfleisch fettarm ist, kann es bei optimalen Gefrierbedingungen bis zu 10 Monaten tiefgekühlt gelagert werden.
Schulter
Die Schulter ist ein gutes Bratenstück, das sich hervorragend für Gulasch und Geschnetzeltes eignet.
Keule
Die Keule (Oberschale) ist ein hochwertiges Braten- und Kurzbratstück, das sehr gut auch für Steaks, Rouladen und Geschnetzeltes zu verwenden ist.
Rücken
Der Rücken ist das wertvollste Fleischstück für den Festtagsbraten. Ausgelöst ist er ein sehr zartes Kurzbratstück.
Hals
Der ausgelöste Hals ist ein gutes Bratenstück, das sich für Wildragout und Wildgulasch gut eignet.
Brust und Dünnung
Brust und Dünnung können ausgelöst als Rollbraten oder für wohlschmeckendes Ragout oder Wildpflanzerl verwendet werden.
Filet
Das Filet ist das zarteste Fleischteil und wiegt beim Damwild ca. 300 g und beim Rotwild 600 g. Es eignet sich besonders als Kurzbratstück.
Gerichte vom Dam- und Rotwild
Der Landesverband Bayerischer landwirtschaftlicher Wildhalter empfiehlt Gerichte von Dam- und Rotwildfleisch.
Junghirschkeule
Zutaten für 4 - 5 Personen:
1,2 kg Hirschkeule ohne Knochen, Salz, schwarzer Pfeffer, 1 EL Kräuter der Provence, 100 g Räucherspeck, 125 ml herber Rotwein, 250 ml Wasser,
1 EL Speisestärke.
Für die Gemüsebeilage:
250 g Zwiebeln, 250 g Auberginen, 250 g Zucchini, 2 Knoblauchzehen, 4 EL Öl, Salz, Pfeffer, 1-2 EL gehackte Petersilie.
Zubereitung:
Wildfleisch salzen, pfeffern und mit Kräutern einreiben. Speck fein würfeln, auslassen und den Wildbraten darin kurz anbraten. Mit Rotwein und heißem Wasser ablöschen und in geschlossenem Topf ca. 1 - 1¼ Stunden schmoren. Die Speisestärke mit wenig kaltem Wasser anrühren und den kochenden Bratensud damit binden. Mit Wein und Gewürzen abschmecken. Für das Gemüse die Zwiebel in Ringe, Auberginen und Zucchini in ½ cm dicke Scheiben schneiden. Alles nacheinander in heißes Öl geben und unter ständigem Wenden andünsten. Knoblauchzehen durch die Presse drücken und zum Gemüse geben. Gemüse würzen und bei schwacher Hitze ca. 30 Minuten dünsten. Als Beilage grüne Nudeln und gedünsteter Brokkoli.
Hirschgulasch
Zutaten für 4 Personen:
1,0-1,5 kg Hirschschulter, 250 g Speck, 450 g Perlzwiebel, 1 EL Zucker, 1 EL Butter, 1 TL Essig, 1 TL Wasser, 1 EL Preiselbeersaft, ¼ Orangenschale, ¼ Zitronenschale, Olivenöl, Salz, Pfeffer, 2 EL grüner, frischer Pfeffer und etwas Mehl.
Rotweinmarinade:
0,5 l Rotwein, 100 ml Rotweinessig, Schalotten, Karotten, Petersilienwurzel, Knollensellerie, 10 Wacholderbeeren, Nelken, Lorbeerblätter, Knoblauchblätter, Rosmarin und Thymian.
Die Marinade aufkochen, 5 Minuten köcheln, dann vom Ofen nehmen und auskühlen lassen. Das Fleisch vom Knochen lösen, in Würfel schneiden und zwei Tage in die Marinade legen.
Danach trennen, das Fleisch salzen, pfeffern und anbraten. Zwiebel, Karotten, Petersilienwurzel und Knollensellerie ebenfalls in Würfel schneiden, dazugeben und glasig anbraten. Marinade hinzugeben und 50 - 60 Min. schmoren lassen.
Zutaten für 4 Personen:
1,2 kg Junghirschschulter ohne Knochen, Salz, Pfeffer, 2 gestoßene Wacholderbeeren,1 Zwiebel, 1 Ei, 1 Semmel, etwas Butter zum Andünsten und Einfetten, Muskat, 2 cl Wacholderschnaps, Gemüsewürfel (Karotten und Zwiebel), 300 g Waldpilze, 125 ml Weißwein, 1 EL saure Sahne, 1 TL Mehlbutter, 1 TL Speckwürfel, 1 TL Schalottenwürfel.
Zubereitung:
Hirschschulter breitklopfen und zu einem Rechteck schneiden. Übrig gebliebene Fleischstücke, die in Butter gedünsteten Zwiebelscheiben und das eingeweichte Brötchen durch den Fleischwolf drehen. Ei, Gewürze, Schnaps zugeben und alles gut vermengen. Die Masse auf das Fleisch streichen, von außen salzen, einrollen und in gefettete Alufolie einschlagen. Zusammen mit den zerkleinerten Knochen in einer Kasserolle im vorgeheizten Backofen bei 220° C ca. 40 - 50 Min. garen, ab und zu mit Wasser angießen. Das Fleisch herausnehmen und warm halten. Gemüsewürfel zu den Knochen geben, mit Weißwein ablöschen und kräftig aufkochen. Durch ein Haarsieb passieren, abschmecken und mit saurer Sahne und Mehlbutter verfeinern. Waldpilze, Speck- und Schalottenwürfel braten, salzen, pfeffern und an das Fleisch legen. Mit Spätzle und gemischtem Salat servieren.
Zutaten für 4 Personen:
8 Hirschsteaks (je 100 g),1 EL grüner Pfeffer, 1 Tasse Olivenöl, Salz, 2 EL Sojasoße, 2 cl Weinbrand, 1 Prise Zucker.
Außerdem:
2 EL Butter, 1 Zwiebel, 250 g Pfifferlinge aus der Dose, 250 ml Weißwein, 1 Becher süße Sahne, Pfeffer, 1 Prise Muskat, 2 EL Preiselbeeren, Speisestärke zum Binden, 1 Bund Petersilie.
Zubereitung:
Hirschsteaks mit Küchentuch abtupfen und in eine Schüssel legen. Die Wacholderbeeren und die Pfefferkörner zerdrücken. Mit dem Öl verrühren, leicht salzen, mit Sojasoße, Weinbrand und Zucker würzen. Diese Marinade über die Steaks verteilen und über Nacht zugedeckt im Kühlschrank ziehen lassen. Die Steaks in der Pfanne je nach Geschmack medium oder durchbraten, herausnehmen und warm stellen. Im verbliebenen Bratfett die Butter erhitzen und die fein gewürfelten Zwiebel darin glasig schwitzen. Die gut abgetropften Pfifferlinge dazugeben, mit Weißwein ablöschen und mit Sahne auffüllen. Die Soße mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken, mit Preiselbeeren verfeinern und mit Speisestärke leicht binden. Die Steaks anrichten, mit Pfifferlingssoße überziehen und mit Petersilie bestreut servieren. Dazu reicht man Kartoffelkroketten und einen großen gemischten Salat.
Die zuständigen Fachzentren für Kleintierhaltung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF):
Bayerische Staatsgüter, Staatsgut Almesbach/Pfrentschweiher
Bayerische Staatsgüter, Staatsgut Almesbach/Pfrentschweiher
Almesbach 1
92637 Weiden i.d. Oberpfalz
Das Staatsgut Almesbach/Pfrentschweiher bietet ganzjährig Gehegeführungen an.
Tel.: 0961/39020-0
Fax: 0961/39020-20
E-Mail: Almesbach@baysg.bayern.de