Erneuerbare Energien

Motivation und Zielsetzung

Der Klimawandel trifft die Landwirtschaft besonders stark. Laut den Daten der Wetterstation Almesbach hat sich in den letzten 30 Jahren die Jahresdurchschnittstemperatur von unter 8°C in den 90er Jahren auf inzwischen 10°C im Jahre 2023 erhöht.

Jahreswerte 1994 bis 2024_Erneuerbare Energien.jpg

Die für die Landwirtschaft wichtigen Niederschläge sind im Schnitt zwar nicht dramatisch gesunken, aber die übers Jahr ungleiche Verteilung und die aufgrund der Temperaturentwicklung höhere Verdunstung machen Probleme beim Anbau und führen zu Ernteausfällen.
Die Landwirtschaft ist daher gefordert, auch ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen. Am Staatsgut Almesbach sind wir schon seit Jahrzehnten dabei, beispielhaft mögliche Schritte zu gehen und Modelle für landwirtschaftlichen Betriebe zu entwickeln, die die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft verbessern.
Das ehrgeizige Ziel ist ein „energieautarker Bauernhof“ und eine möglichst CO² neutrale Produktion von Nahrungsmitteln bis zum Jahr 2030.

Kurzfilm zum Thema Erneuerbare Energie in Almesbach (2018) Externer Link

Energieerzeugung.JPG

Ausgangslage 2005
Bei den Überlegungen zur Umsetzung des Energiekonzeptes wurde eine Bestandsaufnahme zum Wärme-, Strom- und Kraftstoffverbrauch durchgeführt mit dem Ergebnis, dass etwa die Hälfte der jährlich benötigten Energie von 1,25 Mio KWh in Form von Wärme verbraucht wurde. 30 % der verbrauchten Energie wurden als Kraftstoff bezogen und die restlichen 20 % als elektrische Energie.

hackschnitzel.jpg

Wärme
Vor dem Einbau der Hackschnitzelheizung lag der Heizölverbrauch bei 65.000 l pro Jahr. 2006 wurde eine Hackschnitzelheizung mit 300 KW in Betrieb genommen. Seitdem ist der Anteil der regenerativen Energie im Bereich der Wärme bei 100 %.
Bis zum Bau der Biogasanlage wurden etwa 900 Schüttraummeter Hackschnitzel pro Jahr verbraucht und ca. 180 Tonnen der CO2-Emission aus fossilen Brennstoffen vermieden. Die Hackschnitzel werden aus Restholz der betriebseigenen Waldflächen gewonnen und fallen in der Landschaftspflege an.
Mit der Inbetriebnahme der Biogasanlage 2014 und der damit verbundenen Abwärmenutzung reduzierte sich der Brennholzbedarf um ca. 40 %.

Rapsöl_Fendt820.JPG

Kraftstoff
Im Jahr 2010 wurde ein „Rapsölschlepper“ mit 148 KW gekauft, der einen älteren Leitschlepper ersetzte. Der Schlepper hat ein 2 Tank-System (Fendt 820 Greentec), d.h. er startet mit Diesel und schaltet bei Erreichen der Betriebstemperatur auf Rapsöltreibstoff um. Bei 700 Stunden Einsatzumfang ersetzt diese Technik ca. 75.000 KWh fossilen Treibstoff (ca. 20 % des gesamten Treibstoffverbrauchs). Das Rapsöl stammt von bayerischen Ölmühlen. Die bei der Gewinnung anfallenden Rapsschrote werden als Futtermittel in der Milchviehfütterung eingesetzt.

Kopfbild.jpg

Für Forschungszwecke in Zusammenarbeit mit dem Technologie- und Förderzentrum für erneuerbare Energie in Straubing (https://www.tfz.bayern.de/) wurde 2023 ein neuer Schlepper der Firma Claas in den Betrieb integriert. Es soll getestet werden, ob reiner Biodiesel als Treibstoff in den Dieselmotoren der neusten Generation eingesetzt werden kann. Mit 230 PS/170 KW für sämtliche schweren Arbeiten geeignet.
Die übrigen Fahrzeuge im Betrieb werden seit 2023 mit klimaneutralem, zertifiziertem HVO-Diesel (Hydrotreated Vegetable Oil) betrieben. Fossiler Treibstoff ist daher nur noch in Ausnahmefällen beim Staatsgut Almesbach in Einsatz.
In der Innenwirtschaft und bei den eingesetzten PKW gehört der Elektromobilität die Zukunft; ein Elektrofahrzeug ist bereits im Einsatz und ein E-Lader wird in der Hofwirtschaft eingesetzt. Mit der Automatisierung der Arbeitsvorgänge in der Innenwirtschaft wird auch die Elektrifizierung der Landwirtschaft in den kommenden Jahren weiter voranschreiten.
Die Bayerischen Staatsgüter nehmen hier ein Pionierfunktion ein, um die neuen Techniken für den Einsatz in der Praxis zu.

Photovoltaikanlage.jpg

Strom
Auf den Dächern des Staatsguts sind Photovoltaikanlagen mit insgesamt 200 KWp Leistung installiert. Die Hälfte davon gehört externen Eigentümern, die Dachflächen gepachtet haben. Saldiert decken die Anlagen 40 % des bisherigen Almesbacher Strombedarfes ab.

Biogasanlage

2015 konnte eine Biogasanlage mit einer elektrischen Leistung von 75 KW in Betrieb genommen werden. Das „Futter“ für die Anlage besteht zu 90 % aus den Reststoffen Gülle, Festmist oder Futterresten. 10 % stammen aus Grünroggenanbau oder den Abraum von Silage.
Der Generator der Biogasanlage läuft das ganze Jahr hindurch. Bei angenommenen 8.500 Betriebsstunden und 75 KW errechnen sich 637.000 KWh. Diese Strommenge entspricht mehr als dem Doppelten des Almesbacher Verbrauchs. Die Abwärme des Generators stützt die Wärmeversorgung am Standort; im Sommer kann die Hackschnitzelheizung ausgeschaltet und gewartet werden. Der Strom wird über einen eigenen Transformator ins Netz eingespeist.
  • Stromerzeugung PV vermietet 100.000 KWh
  • PV eigen 85.000 KWh
  • Biogas 637.000 KWh
  • Summe 822.000 KWh

Bei einem Gesamtstromverbrauch von etwa 300.000 KWh entspricht diese regenerative Stromproduktion dem 2,7-fachen des Almesbacher Verbrauchs.