Ein Blick nach vorne - Haltung von Kälbern in Kleingruppen wird Pflicht

„End the Cage Age“, eine europäische Bürgerinitiative, fordert die Europäische Kommission auf, die Käfighaltung von Nutztieren bis zum Jahr 2027 EU-weit zu verbieten. Bei den Forderungen der Initiative ist auch die Einzelhaltung der Kälber mit inbegriffen.
Um diesen aktuellen Entwicklungen und künftigen Anforderungen gerecht zu werden, arbeitet man im Staatsgut Grub bereits seit Jahren erfolgreich mit mobilen Duo-Kälberboxen zur paarweisen Haltung und Aufzucht der Kälber in den ersten beiden Lebenswochen. In Ergänzung dazu wurde im Dezember 2024 eine stationäre Kleingruppenhaltung installiert, in der bis zu sechs Kälber als Kleingruppe in den ersten 14 Lebenstagen gehalten werden können. Danach geht es in die großzügig angelegte Gruppenhaltung im Tieflaufstall, die an Tierwohlaspekten absolut nichts vermissen lässt.

4 Kälbchen im Stall, eines liegt

Für die frühe paarweise Haltung bzw. die frühe Haltung von Kälbern in Kleinstgruppen bis zu 6 Kälbern gelten somit nach heutigem Erkenntnisstand die folgenden Vorbedingungen:

  • grundsätzlich gelten alle gesetzlichen Vorgaben (Platzbedarf, Haltung, Fütterung etc.) der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV)
  • der Altersunterschied sollte nicht größer als 6 Tage sein
  • gleichzeitig sollte die Anzahl der Kälber in einer Gruppe 6 Kälber nicht überschreiten
  • die Kälber sollten in einer hygienisch reinen und keimarmen Umgebung gehalten werden
  • während der ersten 2 Lebenswochen sollte eine sehr gute Kälberbetreuung sichergestellt sein
  • um die frühe soziale Aufzucht von Kälbern mit einem vertretbaren Arbeitsaufwand realisieren zu können, bedarf es einer automatisierten Fütterung
  • Sensorsysteme zur Verhaltens- und Aktivitätsmessung sind ein sehr nützliches Hilfsmittel zum täglichen Gesundheitsmonitoring

Um die Ziele einer modernen Kälberaufzucht bestmöglich umzusetzen, ist es während der ersten 5 Lebenswochen auch elementar, die Vollmilch bzw. MAT-Tränke nach dem Vorbild der Natur, den Kälbern den ganzen Tag mit einer Optimaltemperatur von 39°C zur freien Verfügung anzubieten. Der Bedarf der Kälber kann nur durch automatisierte Tränkeverfahren mit vertretbarem Arbeitsaufwand gedeckt werden. Das Angebot von Milch in angesäuerten Vorratstränken schöpft nicht das vollständige Potential der Kälber aus, auch wenn es einen nicht unwesentlichen Fortschritt im Vergleich zur 2-mal täglichen, rationierten Fütterung bedeutet. Im Staatsgut Grub erhalten die Kälber in der Gruppenhaltung ab dem 14. Lebenstag deshalb über einen Tränkeautomaten ungesäuerte, körperwarme Vollmich zur freien Aufnahme.
Im Rahmen der Tagesseminare „Praxiswissen aktuell“ werden diese zukunftsorientierten Haltungssysteme interessierten Praktikern/innen ausführlich erklärt und demonstriert.

2 Kälber mit Decke im Stall

5 Kälber im Stall

leerer Kälberstall

2 Kälber liegen im Stall