Risikoort Abkalbebucht

Bei der täglichen Arbeit im Milchviehstall helfen Kenntnisse und Wissen zum Tierverhalten, Stress und Unfälle zu vermeiden - sowohl für die Menschen wie auch für die Tiere. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sämtliche Personen, die Tierkontakt haben, dringend im Umgang mit ihnen geschult sein müssen. Der zweite Fakt ist, dass auch bauliche Voraussetzungen vorhanden sein müssen, um die Gefahr für Unfälle mit den Tieren zu reduzieren. Weniger bekannt ist, dass Kuhangriffe die Bullenangriffe als häufigste Todesursache bei Nutztieren übertroffen haben. In einer Umfrage des Irischen Landwirtschaftsmagazins Agriland gaben 47 % der Landwirte an, dass sie zum Zeitpunkt der Kalbung von einer Kuh schon einmal angegriffen wurden. Ein besonders kritischer Funktionsbereich im Milchviehstall ist deshalb die Abkalbebucht. Eine damit in Verbindung stehende soziale Isolation der Herdentiere führt schnell zu Stress. Abrupte, unvorhersehbare und unberechenbare Reaktionen sind die unausweichliche Folge. Die eigentlich immer so harmlose Kuh wird plötzlich zur Lebensgefahr! Zudem haben Rinder ihren persönlichen Raum - ähnlich der natürlichen Distanzzone bei Menschen. Wird diese Sicherheitsdistanz unterschritten, können sich die Tiere bedrängt fühlen. Ein Angriff auf Menschen dient meist dazu, sich selbst, die Herde und besonders die Jungtiere zu schützen. So manche Milchkuh verhält sich nach wie vor wie ein Wildrind. Dazu gehört, dass sie ihr Kalb gegen Angreifer verteidigen muss. Das ist vor allem gleich nach dem Kalben der Fall. Das Kalb ist unmittelbar nach der Geburt durch Feinde bedroht, weil es noch nicht so gut fliehen kann. Es muss durch die Mutter verteidigt werden. Es ist eine gute Praxis, direkt nach der Geburt in der Nähe einer Kuh vorsichtig zu sein. In diesen Momenten kommen ihre mütterlichen Instinkte besonders stark zum Tragen. Später, im „Kälberkindergarten“, wird die ganze Kälberherde noch von einzelnen Kühen beaufsichtigt. Lassen Sie darum die Kuh und das Kalb nach dem Kalben 20 bis 30 Minuten allein, um sich zu binden. Dies gibt der Kuh Zeit, sich zu beruhigen. Bleiben Sie jederzeit wachsam - Sie wissen nie, wann ein Unfall passieren kann! Andauernde Aggressionen der Kuh über mehr als ein paar Tage hinweg können ein Hinweis darauf sein, dass das aggressive Verhalten ein genetisches Merkmal der Kuh ist. In diesem Fall empfiehlt es sich, die Kuh aus der Herde zu eliminieren. Lassen Sie Kinder während oder nach dem Kalben niemals mit Kühen in Berührung kommen. Aus all diesen genannten Gründen darf in keiner optimierten Abkalbebucht ein Personenschlupf fehlen, der ein gefahrloses Betreten oder Verlassen dieser Risikozone möglich macht. In ausreichender Anzahl richtig positioniert, bieten Personenschlupföffnungen nicht nur eine Fluchtmöglichkeit im Notfall, sondern verkürzen durchaus auch die Arbeitswege im Stall. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, lohnt sich immer!

Personenschlupf in einer Abkalbebucht

Personenschlupf