Erhaltenswertes Rassegeflügel
Projekt zur Erhaltung und Förderung des Augsburger Huhnes

Durch die fortgeschrittene Trennung der Zucht von Rasse- und Wirtschaftsgeflügel werden alte Geflügelrassen kaum bzw. nicht mehr wirtschaftlich genutzt. Rassegeflügel wird von privaten Züchtern mit hohem ehrenamtlichen Engagement unter dem Dach des BDRG (Bund Deutscher Rassegeflügel Züchter) und anderer Initiativen, wie die GEH oder IEG, gezüchtet und erhalten. Viele der gezüchteten Rassen besitzen nur noch sehr kleine Bestände und sind vom Aussterben bedroht. So werden auf der Liste alter, einheimischer Geflügelrassen u.a. die Hühnerrassen Augsburger, Andalusier, Bergische Kräher, Sachsenhühner, Krüper und Ramelsloher als extrem gefährdet eingestuft.

Die alten Rassen können weder im Wachstum, Fleischertrag oder Legeleistung mit modernen Hochleistungs-Hybriden konkurrieren. Nach WEIGEND (2008) definiert sich der besondere Wert des Rassegeflügels nicht primär im nutzbaren Leistungspotential, sondern in ihren phänotypischen und funktionalen Merkmalen, wie Anpassungsfähigkeit, Krankheitsresistenz, Robustheit, Stressresistenz oder Verhaltensmerkmalen, sowie Aufzucht der Bruderhähne. Trotz „Genomics“ und vollständiger Genkartierung des Haushuhns ist es bis heute nicht gelungen bestimmte Leistungseigenschaften bestimmten Genen zuzuordnen. Somit könnte es sein, dass alte Rassen über einen Genpool spezieller Eigenschaften verfügt, der möglicherweise in Zukunft eine wichtige Ressource darstellen kann. Exakte Leistungsdaten liegen für die allermeisten Rassen nicht vor bzw. liegen die Untersuchungen schon mehrere Jahrzehnte zurück.

Das Augsburger Huhn

Die einzige, aus Bayern stammende Lokalrasse ist das Augsburger Huhn, die auch im Zwergformat als Zwerg-Augsburger existiert. Das Augsburger-Huhn wurde um 1880 in der Umgebung von Augsburg erzüchtet. Noch heute befindet sich das Hauptzuchtgebiet im Süden Bayerns, gleichwohl die Augsburger in ganz Deutschland gezüchtet werden.
Augsburger Hahn
Charakteristisch ist ein gestreckter Körperbau mit einem Gewicht lt. Rassestandard beim ausgewachsenen Hahn von 2,5-3,0 kg bzw. 2,0-2,5 kg bei der Henne. Zumeist werden sie in schwarzem Gefieder mit grünem Glanz gezüchtet, seltener existieren sie auch in „blau-gesäumt“. Die Legeleistung beläuft sich auf ca. 150 weißschalige Eier im Jahr. Eine phänotypische Besonderheit ist der Becher- / Kronenkamm. Diese Kammform ist einzigartig innerhalb der im BDRG anerkannten Hühnerrassen und hebt sich äußerlich stark von einem Rosenkamm oder gezacktem Einfachkamm ab. Das Augsburger-Huhn identifiziert sich phänotypisch mit dem Becherkamm, der zugleich als Alleinstehungsmerkmal dient. Im Sinne des Erhalts der genetischen Vielfalt ist der Becherkamm zwingend als erhaltungsbedürftig einzustufen. Lediglich 50 Züchter in ganz Deutschland betreiben die Erhaltungszucht dieser bayerischen Rasse. Der Sonderverein der Augsburger Hühner betreut unter dem Dachverband BDRG die Zucht dieser alten Hühnerrasse.

Projekt zur Förderung der Erhaltungszucht

Augsburger auf der Wiese
Vor dem Hintergrund des vor dem Aussterben bedrohten Bestandes der Augsburger Hühner ist das übergeordnete Ziel des Projekts die Förderung des Erhalts der gefährdeten Augsburger. Große Unterstützung bei der Beschaffung der Bruteier kommt vom Sonderverein der Züchter der Augsburger Hühner mit dem Vorsitzenden Anton Schneider. Durch die Erfassung der Leistungsparameter in der Aufzucht und der Legeperiode wird der Status Quo der Leistungsfähigkeit erhoben. Die Leistungsprüfung der Hennen erfolgt mit 200 Hennen am LVFZ Kitzingen sowie am LLA Triesdorf mit 22 Hennen, die mit Fallnestern einzeltierspezifisch geprüft werden. Mit den erlangten Ergebnissen können den Züchtern Grundlagen und Impulse zur Verbesserung der Leistungskritierien übermittelt werden. Außerdem soll ein geeigneter Gebrauchskreuzungspartner ausfindig gemacht werden, der es ermöglicht, ad hoc eine Leistungssteigerung für die mögliche Nutzung im landwirtschaftlichen Bereich zu generieren.
Gefördert wird das von Januar 2018 bis März 2020 laufende Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und dem Kompetenzzentrum für Ernährung, Kulmbach KErn.

Beteiligte Partner im Projekt sind:

  • Sonderverein der Züchter der Augsburger Hühner
  • Landwirtschaftliche Lehranstalten Triesdorf
  • Kompetenzzentrum für Ernährung KErn

Öffentlichkeitsarbeit mit dem „Augsburger-Mobil“

Augsburger Mobil
Zur Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Projekts wurde ein mobiler Hühnerstall (Fa. ROWA, Typ: ROWA 30) angeschafft. Das Hühnermobil ist werbewirksam mit der Aufschrift „Erhaltungszucht: Augsburger Huhn“ und einer Kopfstudie eines Augsburger Hahnes mit dem typischen Becherkamm versehen. Diese mobile Einheit bietet die Möglichkeit, an verschiedenen Standorten anlässlich diverser Veranstaltungen für die Rasse mit einer Tiervorstellung als Publikumsmagnet zu werben. Weiter wurden Poster und Flyer mit Informationen zur Rasse, dem Projekt sowie Kontaktdaten anlässlich der Veranstaltungen bereitgestellt. Damit kann auf die vom Aussterben bedrohte, bayerische Rasse aufmerksam gemacht und potentielle Neueinsteiger in die Zucht werden informiert.

Kontakt für weitere Infos zu den Augsburger Hühnern

Anton Schneider
1. Vorsitzender des Sondervereins der Züchter der Augsburger Hühner:
E-Mail: anton@schneider-rhs.de

Staatsgut Kitzingen
E-Mail: kitzingen@baysg.bayern.de