Staatsgut Kitzingen
Bayerische Herkunftsvergleiche von Legehybriden in Bodenhaltung

Leistungsprüfungen haben am Staatsgut Kitzingen eine lange Tradition. Am 15. Oktober 1942 begann in Kitzingen die 1. Zuchtleistungsprüfung für Hühnerstämme. Die Prüfung erstreckte sich über 2 Jahre. Es waren insgesamt 17 Ställe für je zwei Prüfgruppen vorhanden. Damals wurden ausschließlich bayerische Tiere getestet.

Aus Futtermangel wurde 1944 die Hühnerleistungsprüfung eingestellt. Erst im Herbst 1949 konnte diese Form der Prüfung, im kleinen Rahmen, mit 15 Stämmen à 7 Hennen wieder aufgenommen werden. Mit dem stolzen Ergebnis von 208 Eiern im Durchschnitt aller geprüften Tiere schloß die erste Leistungsprüfung nach dem 2. Weltkrieg. die Prüfung von Reinzuchttieren in kleinen Stammabteilen wurde noch bis 1964 fortgeführt.

Braun befiederte Hennen in Stallabteil auf Sitzstange
Mit dem Siegeszug der Hybridzucht wurden die Richtlinien für die Hühnerleistungsprüfung neu definiert. Mit dem Bau des Leistungsprüfhofes auf dem Gelände der Lehr- und Versuchsstation 1964 wurde dieser Entwicklung Rechnung getragen. Die erste Prüfung konnte am 09.06.1966 beginnen. Die Kapazität erlaubte 48 Gruppen à 100 Tiere gleichzeitig zu testen. 1973 wurde auf Käfighaltung umgestellt und 1997 wurden wieder Bodenhaltungsabteile eingerichtet. Nach der Umbauphase wurde 2000 der "1. Bayerische Herkunftsvergleich von Legehybriden in Bodenhaltung" abgeschlossen. Bis heute werden regelmäßig Leistungsprüfungen bei Legehennen durchgeführt.

Leistungsentwicklung der Legehybriden

Legeleistung

Seit 1964 ist ein enormer Anstieg der Legeleistungen der Hybriden zu beobachten. Von anfänglich knapp 250 Eiern pro Henne und Jahr konnten 2009 knapp 310 gelegte Eier pro Henne erfasst werden. Unterschiedliche Haltungsformen stellen verschiedene Anforderungen an Management und Legehenne. An diese Anforderungen muss sich sowohl der Mensch als auch die Legehenne erst anpassen. Aus diesem Grund ist sowohl bei der Umstellung 1973 von Bodenhaltung auf Käfighaltung, als auch bei der Umstellung 1997 von Käfig- auf Bodenhaltung eine kurzer Leistungseinbruch in der unten abgebildeten Legekurve zu erkennen.

Entwicklung der Legeleistung im Herkunftsvergleich

Futterverwertung

Nicht nur die Legeleistung wurde durch die Zucht stark verbessert, auch das Futter kann von den Tieren heute effizienter umgesetzt werden. Während 1966 noch mehr als 3 Kilogramm Futter eingesetzt werden mussten, um ein Kilogramm Eimasse zu produzieren waren es 2009 in derselben Haltungsform nur noch 2,3 Kilogramm Futter. Auch hier ist wieder ein Leistungseinbruch während der Umstellungsphasen in andere Haltungsformen zu erkennen.

Entwicklung der Futterverwertung im Herkunftsvergleich

Mortalität

Grundsätzlich konnte in den Jahren der Leistungsprüfungen eine etwa gleich bleibende Mortlität beobachtet weden. Aber auch hier ist eine erhöhte Verlustrate während der Umstellungsphasen zu erkennen. Allerdings erreicht die Bodenhaltung im Durchschnitt nicht die geringe Verlustrate, welche in der Käfighaltung erzielt werden konnte.

Entwicklung der Tierverluste im Herkunftsvergleich

Ausblick

310 gelegte Eier pro Durchschnittshenne in 365 Tagen Legeperiode bedeutet, fast jeden Tag ein Ei pro Huhn. Hier ist nicht mehr viel Spielraum zur Steigerung. Nach zwölf Monaten Legeperiode fällt die Leistung jedoch ab und die Schalenqualität lässt nach. Aus diesem Grund liegt eines der Ziele heutiger Zuchtfirmen auf einer längeren Nutzungsdauer der Legehybriden. Die Tiere sollen in 24 Monaten 500 Eier legen, ohne eine Mauser durchzuführen und ohne eine ausreichende Schalenstabilität zu verlieren.

In alternativen Haltungsformen wie der Bodenhaltung oder Freilandhaltung spielt das Verhalten der Legehenne eine wichtige Rolle. Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus beeinflussen Leistung und Tierwohl der gesamten Herde. Die Entwicklung dieser Verhaltensweisen kann auf verschiedene Faktoren wie Haltungsmanagement oder Nährstoffdefizite zurückgeführt werden. Aber auch die Genetik kann als Faktor zur Ausbildung dieser Verhaltensstörungen angesehen werden. Aus diesem Grund ist eine "geringe Neigung zu Verhaltensanomalien" neben der Leistung eines der wichtigsten Zuchtziele in absehbarer Zukunft.