Infrarot Schnabelbehandlung - eine geeignete Brückentechnologie?

Die Schnabelbehandlung von Legehennen ist ein „Hot Spot“ im Tierschutz. Ein Verzicht auf diesen prophylaktischen Eingriff, der derzeit mit Sondergenehmigung bis zum 10. Lebenstag, befristet auf 5 Jahre, durch die zuständige Behörde (i.d.R. Staatl. Veterinäramt) genehmigt werden kann, war in vielen Untersuchungen (Damme 2011, Lange 1997, Eißele-Kraft 1993) mit einem Anstieg des Federverlustes und der Mortalität durch Kannibalismus verbunden. Ein Eintauschen eines Tierschutz Problems (Schnabelbehandlung beim Küken) gegen ein Anderes (Verletzungen und Kannibalismus Verluste während der Legeperiode) weckt inzwischen selbst bei Tierschutzverbänden und Politikern Zweifel ob ein kurzfristiges Verbot des Schnabelkupierens zielführend ist. In 2 Feldstudien in Niedersachsen (11 Betriebe) und Bayern (15 Betriebe) werden daher z.Zt. die Ursachen dieser Verhaltensstörung evaluiert, wobei mittelfristig das Management, die Haltungsumwelt, die Fütterung, Tiergesundheit und Hygiene sowie das Lichtprogramm optimiert werden müssen.

Genotypische Selektion

Eine nachhaltige Problemlösung sieht Bessei (2012) in einer Anwendung der genotypischen Selektion. Dies haben auch die Zuchtfirmen erkannt und arbeiten mit Hochdruck an Lösungsansätzen. Dabei wird aber von den verantwortlichen Genetikern der LTZ oder von Hendrix Genetics ein realistisches Zeitfenster von mind. 6-8 Jahren genannt um geeignete Pedigree Tiere zu selektieren und diese Verhaltensstörung über 3-4 Vermehrungsstufen (Generationsintervall jeweils ein Jahr) in marktfähigen Kreuzungsendprodukten zu eradikieren.

Neue Techniken

In der Zwischenzeit kann man aber auch den Tierschutz „Step by Step“ verbessern indem man z.B. den notwendigen Eingriff möglichst tierschonend und früh durchführt und neue Techniken nutzt. Früher war es üblich das Kupieren der Küken im Junghennen Aufzuchtbetrieb mit einem heißen Draht bzw. einem elektrischen Gerät mit Schablonen und einem glühenden Messer durchzuführen. Inzwischen werden Legeküken ähnlich der Putenküken kurz nach dem Schlupf bereits in der Brüterei mit einer neuen Infrarot – Methode (Nova-Tech) Schnabel behandelt.
In einer Studie am LVFZ in Kitzingen sind wir der Frage nachgegangen, wie sich unterschiedliche Methoden der Schnabelbehandlung im Vergleich zu unbehandelten LB und LSL Hennen während der Aufzucht und Legeperiode auf die Leistung, das Federkleid, Verluste und die Schnabelanatomie in der Praxis auswirken.

Versuchsaufbau

Tiere

Die Studie wurde mit 1.800 LSL classic und 1.800 LB classic Legehennen im Prüfhof des LVFZ für Geflügel in Kitzingen durchgeführt. Die Küken sind am 08.06. 2011 geschlüpft und wurden von den Geflügelzuchtbetrieben Gudendorf-Ankum bezogen. 1/3 der Küken wurde am 1. Tag in der Brüterei Infrarot (Nova Tech) Schnabel behandelt, ein weiteres 1/3 wurde am 9. Lebenstag nach der Aufstallung in Kitzingen mit einem Elektrogerät (Lyon Debeaker Electric Company INC., San Diego, USA, Ser.Nr AG, Cat.Nr. 900-01, 80 Watt) mit einem heißen Messer kauterisiert (Verwendung der mittleren von 3 runden Lochschablonen mit Ø 4 mm), während das letzte Drittel der Tiere (je 600 LB und 600 LSL) als Kontrolle unbehandelt blieb.

Aufzucht

Die Aufzucht vom 09.06.-13.10.2011 (1. – 126. Tag) erfolgte in einem massiven Dunkelstall (30 x 12 m) mit thermostatisch geregelter Unterdrucklüftung und Sprühkühlung. Je 600 Küken einer Herkunft und Behandlung wurden in einem Aufzuchtabteil mit 42,5 m² (8,32 m x 5,11 m) Grundfläche bis zur 18. Woche aufgezogen. Die Besatzdichte betrug 14,1 Tiere/m² Stallnutzfläche. Insgesamt standen 6 Boxen zur Verfügung, die mit Nippeltränken, Kettenfütterung und Gasstrahlern ausgestattet waren. Futter und Wasser wurden sowohl am Boden als auch auf einer erhöhten Kunststoffplattform (Big Dutchman) angeboten. Die erhöhten Alimentationseinrichtungen waren für die Küken ab der 3. Woche durch Anflugstangen in A-Reuter Form gut zu erreichen. 2/3 der Bodenfläche der Aufzuchtabteile war mit einer Schicht von ca. 8 cm hitzebehandelter Weichholzhobelspäne eingestreut. Das wandständige Drittel der Bodenfläche war mit Kunststoffrosten abgedeckt, darunter verlief ein Entmistungsband. Auf der perforierten Fläche waren Sitzstangen aus Holz in drei Ebenen versetzt angebracht. Das Step down-Step up Lichtprogramm und das Impfprogramm in der Aufzucht waren identisch zur HLP 9 (siehe DGS MAGAZIN 18,10-16, 2012). Die tierärztliche Betreuung erfolgte durch den GGD Bayern.
Tab. 1 Fütterung: Alle Tiere erhielten das selbe praxisübliche Alleinfutter ad libitum. Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Phasenmischungen sahen wie folgt aus:
BezeichnungZeitraumME (MJRohpr. (%)Meth. (%)Ca (%)
Kükenalleinmehl1. - 8.Wo.11,518,50,401,0
Junghennen AF9. - 18. Wo.11,416,50,350,9
Legehenne AF I19. - 56. Wo.11,618,00,423,75
Legehenne AF II57. - 72. Wo.11,417,50,403,85

Legeperiode

Während der Legeperiode wurden die Hennen in 2 Fensterställen mit einer Grundfläche von jeweils 30 x 11,5 m in Massivbauweise mit thermostatisch geregelter Unterdrucklüftung gehalten.
Stall 1 (Prüfhof Ost) besteht aus 12 Bodenhaltungsabteilen für jeweils 110 Legehennen (ca. 8 Tiere/m²) mit einer Grundfläche von 13.7 m² (3,70 x 3,70 m). Stall 2 (Prüfhof West) besteht ebenfalls aus 12 Bodenhaltungsabteilen jedoch mit einer Grundfläche von 17,4 m² (3,70 x 4,70 m), hier haben jeweils 138 Legehennen (ca. 8 Tiere/m²) Platz. Je Herkunft und Behandlung wurden somit 496 Tiere in 4 Abteilen geprüft. Der Scharraum wird mit ca. 5 cm Weichholzhobelspäne eingestreut. Die Abteile sind mit einer getrennten Pfannenfütterung ausgestattet (5 Töpfe je Abteil), die Wasserversorgung erfolgt über einen gemeinsamen Nippeltränkenstrang.

Datenerfassung

Aufzucht

Während der 18 wöchigen Aufzucht wurde das Körpergewicht anhand einer Stichprobe von 80 Tieren am 7., 14.,21. und 28 Tage erhoben. Nach der 8. 12. und 18. LW wurden alle Tiere eines Abteils gewogen und der Futterverbrauch je Box ermittelt. Die Abgänge während der Aufzucht wurden täglich festgestellt.

Legeperiode

In der 52 Wochen dauernden Legeperiode wurde der Eieranfall, die Verluste und Verlustursache täglich notiert, die Eigewicht und die Gewichtsklassen Sortierung wöchentlich vorgenommen und der Futterverbrauch durch laufendes Zuwiegen und Zurückwiegen am Ende jedes Legeabschnittes (28-Tage-Periode) ermittelt.

Subjektive Gefiederbeurteilung - Punkteschlüssel

Die Gefiederbeurteilung wurde am Ende der Legeperiode (72. Lebenswoche) von allen Tieren durch 2 Personen nach einem subjektiven Punkteschlüssel in 3 Klassen durchgeführt:

Subjektive Schnabelschlussbeurteilung - Punkteschlüssel

Die Qualität der zwei Schnabelbehandlungsverfahren wurde in der 72 Lebenswoche subjektiv von 2 Personen bei 8 Abteilen ( 474 LSL und 369 LB Tiere) in 3 Klassen nach folgendem Schema erhoben:

Ergebnisse der Aufzucht

Durch den Eingriff der Schnabelbehandlung kommt es beim IR-Verfahren zur Hitzekoagulation in allen Gewebestrukturen und die Nekrose umfasst ca. 1/3 des Ober- und ¼ des Unterschnabels.Von großem Vorteil ist hierbei, dass nach Haider (2012) keine Neurome auftreten die in Zusammenhang mit dem Phantomschmerz bei Amputationen stehen.
Beim Brennen mit einem Messer wird die Schnabelspitze durch eine kreisrunde Schablone geführt und ca. 1/3 des Ober- und Unterschnabels abgebrannt, wobei das heiße elektrische Brenneisen (Kauter) die Blutgefäße verschweißt (kauterisiert) sodass i.d.R. ebenfalls keine Blutungen eintreten. Von Vorteil der IR-Methode ist sicherlich der frühe Zeitpunkt (am 1.Lebenstag in der Brüterei) und die Tatsache dass der Schnabel zunächst morphologisch intakt bleibt und das abgetötete Gewebe erst mit ca. 14 Tagen abgestoßen wird. Das Brennen mit einem „Beak Trimmer“ erfolgt im Aufzuchtbetrieb vor dem 10.Lebenstag, dies bedeutet die Futteraufnahme der Küken in den ersten Lebenstagen ist schmerzfrei. Vor- und Nachteile der IR Behandlungsmethode sind in Übersicht 1 zusammengefasst.

Positive Aspekte

  • keine offenen Wunden, keine Blutung, keine Infektionsgefahr, keine Neurombildung
  • automatisiert, exakt justierbar
  • kein fremdes Fachpersonal im Aufzuchtstall
  • Behandlung in der Brüterei gekoppelt mit Impfung und Sexen (keine zusätzliche Arbeit und Fangstress im Aufzuchtstall)
  • i.d.R. keine Beeinträchtigung der Futteraufnahme und des Wachstumsverlaufes

Negative Aspekte

  • hohe Leasingkosten für Brüterei
  • Küken sollten nicht zu klein sein (möglicherweise Probleme bei ersten Küken einer jungen ET- Herde)
  • ausgeglichene, homogene Küken einer Behandlungsgruppe erforderlich ( individuelle Anpassung an Einzeltiere kaum möglich)
  • höhere Anforderungen an die Logistik (z.T. noch wenig Erfahrung und feed back mit unterschiedlichen Genetiken und Kükengrößen
  • höherer Anforderungen an das Aufzuchtmanagement in den ersten Tagen (empfindliche Schnäbel)
Körpergewicht
Inwieweit mit der Amputation der Schnabelspitze möglicherweise die Futteraufnahme reduziert wird und damit die Körpergewichtsentwicklung leidet wurde in der vorliegenden Studie durch wöchentliche Wiegung einer repräsentativen Stichprobe von 80 Tieren je Genetik und Variante ermittelt.
Bei den LSL Küken wurde im Alter von 3 Wochen ein geringfügig, nicht signifikant niedrigeres Körpergewicht der Schnabel kupierten Gruppen (178 g unbehandelt zu 169 g IR und 166 g gebrannt) festgestellt (siehe Tab 1).
Bereits im Alter von 4 Wochen waren die Körpergewicht nahezu identisch und mit 18 Wochen waren die gebrannten Tiere sogar 20 g schwerer als die unbehandelte Kontrolle (siehe Tab.2).
Bei den LB Hennen hielt eine leicht reduzierte Gewichtsentwicklung beider Schnabel behandelter Gruppen von der 3 LW bis zur 8 LW an, um dann ebenfalls bis zur 12.LW voll kompensiert zu werden. Die Endgewichte nach der 18. wöchigen Aufzucht lagen bei den Braunlegern bei 1339 g (unbehandelt ), 1316g IR behandelt und 1353 g gebrannt.
Tab. 2 Körpergewichtsentwicklung in der Aufzucht (g)
Alter (Tage)LSL ohneLSL IRLSL gebranntLB ohneLB IRLB gebrannt
1393738363636
7626159696667
14113114109127127129
21178169166197186189
28238240240270255257
56545536550580572564
84869912916976981985
126111211161132133913161353
Futterverbrauch
Während bei den LSL Hennen ein Rückgang im Futterverbrauch kaum festzustellen war (siehe Tab. 3), haben die LB IR behandelten Tiere über den gesamte Aufzuchtperiode etwas weniger Futter verbraucht , sodass in der kumulierten Summe über 18 Wo. IR behandelte Tiere 145 g (2,6%) weniger als die Kontrolle an Futter benötigten. Dies ist nur z.T. mit dem 23 g niedrigeren 18. Wochen Gewicht zu erklären.
Die FVW war bei den Schnabel behandelten Gruppen von LSL (-21 g IR; -57 g gebr.) und LB (-36 g IR und -74 g gebr.) tendenziell besser als bei der Kontrolle (siehe Tab. 4). Möglicherweise fressen die Schnabel behandelten Tiere vorsichtiger und verschwenden weniger Futter.
Tab. 3 Futterverbrauch in der Aufzucht
Alter (Woche)LSL ohneLSL IRLSL gebranntLB ohneLB IRLB gebrannt
1.747173777377
2.137142137142137137
3.151149149152147142
4.182178176170158172
5.-8.1039107110349809751004
9.-12.157216101616157615471593
13.-18.246924012458255224672505
1.-18.562456225643564955045630
19.-20.99110611086113110721094
1.-20.661566836729678065766724
Tab. 4 Futterverwertung in der Aufzucht
 ohneIRgebrannt
LB 1.-18. Woche4,2184,1824,161
LSL 1.-18. Woche5,0585,0374,984
Mortalität
Die Mortalität in der Aufzucht war bei den LB Küken deutIich niedriger als bei den LSL. Tendenziell wurden bei den Schnabel behandelten LSL Junghennen mehr Frühverluste (1.-4. Wo.) festgestellt. Die höchste Verlustrate wurden bei Weiß- und Braunlegern bei der IR Behandlung beobachtet, ohne diese statistisch absichern zu können (Gruppenwiegung in Transportkisten mit zu wenig Wiederholungen).
Tab. 5 Mortalität in der Aufzucht
Verluste in Stk (%)ohneIRgebrannt
LB 1.-18. Woche3 (0,5%)7 (1,1%)3 (0,5%)
LSL 1.-18. Woche11 (1,7%)15 (2,3%)14 (2,2%)

Ergebnisse der Legeperiode

Die statistische Auswertung mittels Varianzanalyse mit den fixen Effekten Genetik und Behandlung über ein Legejahr zeigte einen signifikanten Effekt der Schnabelbehandlung in den Merkmalen Eizahl/Anfangshenne und Verlust an Produktionstagen (siehe Tab. 6). Infrarot behandelte LSL Hennen legten Ø 7 Eier je eingestallte Henne im Jahr mehr als nicht behandelte Tiere.
Leistung
Tab. 5 zeigt die Leistungen der LSL und LB Tiere unterteilt nach Schnabelbehandlungsmethode. Allgemein kann man feststellen, dass das Leistungsniveau und die Gesundheit in diesem Versuch hervorragend waren. Während in der Eizahl je Durchschnitsshenne, im Eigewicht und im Futterkostenüberschuß (IOFC) nur signifikante Unterschiede zwischen den beiden Genetiken, bis auf Eigewicht, zugunsten der LSL Hennen beobachtet wurden, zeigten sich bei den Schnabelbehandlungsgruppen, neben den oben beschrieben signifikanten Unterschieden in der Eizahl pro Anfangshenne und Verlust an Produktionstagen, Tendenzen einer besseren Futterverwertung und eines höheren Futterkostenüberschusses, in der Reihung unbehandelt, gebrannt und IR behandelt. Hennen mit IR Bestrahlung der Schnabelspitze benötigten 25 g (LB) bzw. 48 g (LSL) weniger Futter je kg Eimasse Output als unbehandelte Tiere. Beim Futterkostenüberschuss betrug die Überlegenheit der IR Gruppen +22 ct/Tier (LB) und +49 ct./Tier (LSL). Bei einem Bestand von 10.000 Tieren immerhin ein Betrag von 2.200 - 4.900 €/Jahr, der voll auf den Betriebsgewinn durchschlägt. Die gebrannten Tiere nahmen in fast allen Merkmalen eine Mittelstellung zwischen der Kontrolle (unbehandelt) und der Versuchsgruppe mit IR Behandlung ein.
Tab. 6 Effekt der Schnablebehandlung auf Eizahl je Anfangshenne und Verlust an Profuktionstagen (%)
SchnabelbehandlungEZ/AH
Stk/Jahr
Verlust an Produktionstagen pro Tier
%
ohne316 a1,57 a
IR323 b0,49 b
gebrannt320 ab0,90 b
Tab. 7 Leistung von LSL und LB Hennen bei verschiedener Schnablebehandlung
SchnabelbehandlungTiereEizahl /DH
Stk/Jahr
Eizahl/AH
Stk/Jahr
Eigewicht
g
LB    
ohne496314,4310,263,6
IR496316,9315,763,5
gebrannt496314,7311,163,4
LSL    
ohne496328,7322,762,1
IR496332,5330,662,9
gebrannt496332,0329,962,1
Mortalität
Die Mortalität in dieser Studie war insgesamt sehr niedrig (siehe Tab 8), dennoch konnte durch die Schnabel Behandlung vor allem die Kannibalismus (Kloakenkannibalismus bei LB und Zehenpicken bei LSL) bedingten Verluste an Produktionstagen signifikant gesenkt werden. Am besten schnitt hierbei die IR Gruppen ab. Die kumulierten Tierverluste konnten bei LSL und LB durch die IR Behandlung halbiert werden. Verluste traten bei den Schnabel behandelten Gruppen relativ spät auf, sodass der ökonomisch relevante Verlust an Produktionstagen bei der IR Behandlung sogar nur 1/3 der Kontrolle betrug.
Tab. 8 Futterverbrauch und Verluste von LSL und LB Hennen bei verschiedener Schnabelbehandlung
SchnabelbehandlungTiereFVB
g/Tag
FVW
kg F/kg EM
Verluste
%
Verluste Prod. Tage
%
IOFC
€/AH und Jahr
LB      
ohne496117,42,1384,01,35,04
IR496116,72,1131,80,45,26
gebrannt496116,52,1263,51,15,11
LSL      
ohne496117,02,0873,71,85,51
IR496117,22,0391,90,66,00
gebrannt496117,82,0792,20,75,62
Federverlust während der Legeperiode
Nach dem oben beschrieben drei Punkte Schema wurde die Befiederung in der 72 Lebenswoche von allen Tieren subjektiv eingestuft. Die LSL Hennen waren am Ende der Legeperiode besser befiedert als die LB Tiere. Allerdings führen bei dem hier verwendeten Punkteschlüssel der Verlust von Deckfedern bei Braunlegern (helles Untergefieder der Halbdunen)) eher in die Kategorie 2 als bei den weißbefiederten LSL Hennen, sodass ein direkter Vergleich zwischen Herkünften eigentlich nicht möglich ist.
Innerhalb einer Herkunft sieht man aber deutliche, in der Häufigkeit signifikante Unterschiede in der Qualität des Gefieders. 54,8% der IR behandelten LSL Tiere hatten am Ende der Legeperiode noch ein vollständig intaktes Federkleid. Bei den Schnabel gebrannten Weißlegern waren dies 35,0 % , während die Kontrolle mit 15,7% Federverlust Klasse 1 am schlechtesten abschnitten. Bei den LB Tieren hatte die Schnabelbehandlung keine so ausgeprägten Einfluss auf den Federverlust. Das tendenziell beste Gefieder weißen hier die Schnabel gebrannte Gruppe , gefolgt von IR und Kontrolle auf. Größere nackte Körperpartien wurde bei 19,8% der unbehandelten LB Hennen festgestellt die korrespondierenden Zahlen für IR behandelt und gebrannt lagen bei 14,6% und 12,9%. Die Ursache für die Unterschiedliche Wirkung der Schnabelbehandlung auf die beiden Herkünfte konnte nicht geklärt werden.
Qualität der Schnabelbehandlung
Ein intakter Schnabel eines Hühnervogels ist hakenförmig gebogen und spitz. Der Oberschnabel ist länger als der Unterschnabel und erlaubt so ein zupfen und ziehen, sowie selektives Fressen und die Gefiederpflege. Eine wichtige Rolle spielen dabei das Schnabelspitzenorgan.
Unter Berücksichtigung dieser Aufgaben und Funktionen des Schnabels ist das Ziel einer jeden Schnabelbehandlung möglichst wenig innerviertes und durchblutetes Gewebe zu zerstören und einen raschen Heilungsverlauf zu induzieren, gleichzeitig aber einen nachhaltigen Effekt im Hinblick auf Reduktion der Häufigkeit und Auswirkung von aggressivem Picken zu erzielen. Durch den Eingriff sollen möglichst geringe Schmerzen verursacht werden und die Futtersuche, Futteraufnahme und Gefiederpflege wenig beeinträchtigt, andererseits aber das Pinzettenartige Ziehen von Federn der Artgenossen verhindert werden. Ziel ist daher ein guter Schnabelschluss ohne scharfe oder spitze Hornüberstände. Die Homogenität hängt bei der Behandlung mit dem heißen Messer natürlich auch von der individuellen Erfahrung des Personals ab. Bei der IR Methode von der Größe und Uniformität der Küken und der Maschineneinstellung.
Unter diesen Aspekten wurde eine Einstufung der Qualität der Schnabelbehandlung in 3 Klassen vorgenommen (siehe oben).
Übersicht 3 zeigt, dass in der subjektiven Qualität der zwei Schnabel Behandlungsmethoden signifikante (CHI-Quadrat Wert: LSL: 36,9***; LB: 17,1**) Unterschiede bestehen. Bei der IR Variante wurden 78,8% der LSL und 46,5% der LB Tiere in die Kategorie 1 - guter Schnabelschluss eingestuft. Bei der Methode der Schnabelbehandlung am 9. Tag mit einem Heißen Messer und Schablone erreichte die Klasse 1 nur 51,9% (LSL) bzw. 28,1% (LB). Die Differenzen zwischen den Herkünften (LSL schnitt deutlich besser ab als LB) in der subjektiven Bewertung könnte auf einen genetischen Unterschied im „Remodelling“ des Schnabelknochens und des Hornwachstum hinweisen. Es könnte aber auch sein, dass per Zufall die Einstellungen des „Beak trimmers“ (Ø 4 mm Schablone) und die des Nova Tech Systems (selbe Einstellung: Kopfhalterung/Schablone/Intensität und Dauer der Bestrahlung für LSL und LB-Küken) eher der Schnabelanatomie der LSL Küken gerecht wurden. Möglicherweise kann das Ergebnis der Schnabelbehandlung durch eine noch exaktere Anpassung der Technik an Kükengröße (Alter der Elterntierherde) und Genetik in Zukunft weiter verbessert werden.

Zusammenfassung

In einer Studie mit 1.800 LSL Classic und 1.800 LB Classic Hennen wurden am LVFZ für Geflügel in Kitzingen die Auswirkungen der Schnabelbehandlung auf die Leistung, Mortalität, Federkleid und Schnabelmorphologie geprüft. Dazu wurden 1/3 der Küken mit dem Nova Tech Verfahren in der Brüterei Infrarot (IR) behandelt, 1/3 mit einem heißen Messer am 9. Tag gebrannt und 1/3 der Tiere diente als unbehandelte Kontrolle. Folgende Ergebnisse wurden erzielt:
  • Tendenziell geringere Körpergewichte bei Schnabelbehandlung in der 3. Lebenswoche von LSL Küken und in der 3. - 4. Lebenswoche bei LB Küken mit voller Kompensation der Lebensgewichtsentwicklung ab der 4. LW (LSL ) und der 12 LW (LB).
  • Kein Einbruch der Futteraufnahme bei LSL Küken zum Zeitpunkt der Schnabelhandlung. Tendenziell leicht geringere Futteraufnahme der gebrannten LB Küken in der 2. und 3. LW bei den IR behandelten Tieren über die gesamte 20 wöchige Aufzucht im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle.
  • Tendenziell eine bessere Futterverwertung der Schnabel behandelten Gruppen bis zur 18. LW. Geringfügig höhere Anfangsverluste bei IR Behandlung.
  • Signifikant höhere Eizahl je Anfangshenne der Schnabel behandelten Tiere (+7 Stk/AH und Jahr bei IR Verfahren und +4 Stk/AH und Jahr bei den gebrannten Tieren)
  • Signifikant geringere Verluste, insbesondere Kannibalismus bedingte Mortalität bei den Schnabel behandelten Gruppen. Wobei durch die IR-Behandlung die kumulierten Verluste halbiert und der Verlust an Produktionstagen auf 1/3 der Kontrolle reduziert werden konnten.
  • Tendenziell bessere Futterverwertung und höherer Futterkostenüberschuss in der Legeperiode bei Schnabelbehandlung, wobei die größten Unterschiede zwischen der IR Verfahren und der Kontrolle beobachtet wurden.
  • Besseres Federkleid bei Schnabelbehandlung am Ende der Legeperiode vor allem bei den LSL Tieren.
  • Signifikant besserer Schnabelschluss und Morphologie des Schnabels zu Ende der Legeperiode bei dem IR-Verfahren im Vergleich zum brennen. Genetische Unterschiede in der subjektiven Beurteilung der Qualität der Schnabelbehandlung zugunsten der LSL Hennen.
Das IR Schnabelbehandlungsverfahren zeigt während der Legeperiode deutliche Vorteile bezüglich Leistung, Mortalität und Federverlust gegenüber den unbehandelten Tieren und zusätzlich einen besseren Schnabelschluss im Vergleich zum Brennen am 9. Tag. Die Differenzen zur Kontrolle sind bei den LSL deutlicher ausgeprägt als bei den LB.
Damit erfüllt das IR-Verfahren, in Kombination mit einem optimalen Management, die Voraussetzungen einer guten Brückentechnologie, bis zur genetischen Elimination von Verhaltensstörungen.