Traditioneller milchwirtschaftlicher Frühschoppen auf dem Taufkirchener Traditionsvolksfest mit Wolfgang Müller

Taufkirchen. Alfred Mayr, Leiter Rohstoffbeschaffung, Meggle-Geschäftsführung eröffnete am Montagvormittag, 15. Juli den traditionellen und milchwirtschaftlichen Frühschoppen in der Festhalle anlässlich des 62. Taufkirchener Traditionsvolksfestes. Rund einhundert Milchlieferanten mit ihren Frauen aus der Region und dem benachbarten Holzland folgten der Einladung. Bürgermeister Stefan Haberl sagte, der milchwirtschaftliche Frühschoppen hat während des Taufkirchener Volksfest bereits eine lange Tradition sich hier gemeinsam zu Treffen und in geselliger Unterhaltung bei Bier und gutem Essen die Erfahrungen untereinander für ein paar Stunden auszutauschen. Erdings stellv. Landrat und Altbürgermeister Franz Hofstetter sagte im seinem Grußwort: "Im Erdinger Landkreis sind zur Zeit 2000 landwirtschaftliche Betriebe vorhanden sind 650 milchwirtschaftliche Betriebe, die übrigen betreiben Acker-, Getreide- und Gemüsebau oder sind als energieproduzierende Betriebe tätig. Im Jahre 2010 hatte man im Landkreis 33.000 Mutterkühe gezählt und im Jahr 2015 waren nur noch 28.000 Mutterkühe im Bestand. Im Landkreis tragen die insgesamt 2000 landwirtschaftlichen Betriebe und die Branche erheblich zur guten wirtschaftlichen Lage bei. Zum Thema Tierwohl verglich der Landrat die Beziehung der Milchbauern zu ihren Milchkühen mit der Rolle eines Trainers eines Spitzensportlers, der seine Schützlinge zu Hoch-leistung bringe und die Milchkühe brauchen Familienanschluss und es komme letztendlich euf den Wohlfühlfaktor an. "Dabei ist die Tierbetreuung auf wenige Ausnahmen hier im Landkreis hervorragend". Hofstetter sieht die Milchbauern im Erdinger Gäu dennoch für die Zukunft "gut gerüstet", er wünschte sich auch weiterhin einen starken milchwirtschaftlichen Landkreis Erding. Im immer noch stark land- und milchwirtschaftlich geprägten Landkreis werde in 650 Betrieben in der Milchwirtschaft gearbeitet, das zeigt eindeutig, wie wichtig dieser Wirtschaftszweig nach wie vor für den Landkreis ist. Das Vorstandsmitglied der Taufkirchener Milchverwertungsgenossenschaft, Korbinian Empl sagte eingangs: Wie Empl betonte waren es im Jahre 1969 bei der Einführung 897 Milchlieferanten mit etwa 18 Millionen Kilo Milch (durchschnittlich 58 Kilo Milch je Milchlieferanten); Die Milchanlieferung an die Molkerei Taufkirchen erfolgte bis zum 31. Dezember 1987. 01. Januar 1988 hatte man 520 Mitglieder und ab dieser Zeit erfolgte die Lieferung an die Molkerei Meggle nach Wasserburg am Inn mit einer Jahresanlieferung von 32,5 Millionen Kilogramm 2023 waren es nur noch 76 Milchlieferanten mit einer 29 Millionen Kilo Milch täglich, das entspricht einen täglichen Durchschnitt von 1045 Kilo Milch je Lieferanten.
Empl abschließend machte auf den dramatischen Strukturwandel der Taufkirchener Milchbauern aufmerksam: Im Jahre 1965 habe man noch 894 Mitglieder gehabt, die 16 Millionen Kilo Milch erzeugt hätten. 1977 seien es noch 875 Milchbauern mit 28 Millionen Kilo Milch gewesen. 1987 dann nur noch 550 mit 32 Millionen Kilo Milch. Ein dramatischer Rückgang sei 1997 zu spüren gewesen mit nurmehr 300 Mitglieder mit ebenfalls 32 Millionen Kilo Milch. Zehn Jahre später seien es noch 197 Taufkirchener Milcherzeuger gewesen mit 33 Millionen Kilo Milch gewesen und 2022 sei die Zahl der Meggle-Milch-lieferanten auf genau 74 Mitglieder geschrumpft, die 29 Millionen Kilo Milch erzeugten. Im Jahr 2024 gibt es nur noch siebzig Betriebe in der Region die Milcherzeugung betreiben. das sind: zwei Betriebe in der Gemeinde Bockhorn, ein Betrieb in Inning am Holz, ein Betrieb in Vilsheim, zehn Betriebe in Stein-kirchen, sechs Betriebe in Kirchberg, 21 Betriebe in Hohenpolding, zehn Betriebe in Dorfen, 2o Betriebe Taufkirchen und Moosen sowie ein Betrieb in Fraunberg, betonte abschließend Empl. Alfred Mayr betonte, die ökonomische Gesamtlage bleibt weiterhin angespannt. Hohe Rohstoffkosten, Kaufzurück-haltung der Verbraucher, Mautkostenerhöhung und gestiegene Personalkosten sind auch in 2024 eine Herausforderung. Zusätzliche Herausforderungen ergeben sich durch politische Eingriffe aus Brüssel oder Berlin. Deutsches und europäisches Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), EU-Nachhaltigkeitsbericht (CSRD), Entwaldungsfrei (VO zu entwaldungsfreien Lieferketten), Tierwohl, CO2, Herkunftskennzeichnung und die Bürokratie, macht uns zu schaffen. Man sei bei MEGGLE in das Jahr 2024 gestartet mit der Hoffnung, an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen zu können. Aktuell müsse man fest-stellen, dass der Wettbewerbsdruck deutlich an Fahrt gewinnt und zum Teil unsachlich geführte Diskussionen um eine nachhaltige Landwirtschaft die gesamte Lebensmittel-industrie betreffen. In Zeiten globaler Verwerfungen konnte MEGGLE über die letzten Jahre eine bemerkenswert positive Entwicklung nehmen, was innerhalb der deutschen Milchwirtschaft eher die Ausnahme war. Trotz großer Unsicherheiten haben wir die sich verändernden Marktbedingungen frühzeitig erkannt, unsere Ausrichtung entsprechend angepasst und am Markt schnell reagiert. Im Bereich Consumer Products verzeichneten wir ein spürbares Markenwachstum, während andere Hersteller deutlich an Menge verloren haben. So wachsen unsere Marktanteile nun bereits im 5. Jahr in Folge weiter und wir gewinnen täglich mehr Verbraucher, die die Qualität unserer Produkte zu schätzen wissen und uns treu bleiben. Als Milcherzeuger und Vertragspartner spielen Sie dabei eine zentrale Rolle für unser Unternehmen. Ihre tägliche Arbeit ermöglicht es uns, hochwertige Milchprodukte herzustellen, die in zahlreichen Aspekten unseres täglichen Lebens präsent sind. Dafür gebührt ihnen unsere höchste Anerkennung. Abschließend folgte ein Referat von Wolfgang Müller von den Bayerischen Staatsgütern aus Grub. Er referiert über das Thema "Kuhsignale". Bei den meisten Kuhsignalen handelt es sich um banale Situationen im Stall oder auf der Weide. Dinge, die Tag für Tag vorkommen, aus denen aber sehr wichtige Schlüsse gezogen werden können. Alle Informationen, die man täglich von einer Herde erhält, sind Signale. Entscheidend dabei ist, dass dem Rinderhalter diese Hinweise überhaupt auffallen. Darum ist es entscheidend, sich regelmäßig und bewusst Zeit zu nehmen, die Kühe und Kälber in ihrem alltäglichen Verhalten zu beobachten. Denn: Nur wer bemerkt, was nicht optimal ist, kann es verbessern. In Schlagworten zusammengefasst: erst beobachten, dann denken, dann handeln. Wolfgang Müller ermunterte zu Beginn seiner lebendigen Ausführungen die anwesenden Rinderhalter, die 6 Freiheiten der Weide: Futter, Wasser, Ruhe, Raum, Luft und Licht, die im sogenannten Kuhsignale-Diamanten vereint sind und für Tierwohl und Tiergesundheit stehen, bestmöglichst im Stall umzusetzen. An vielen praktischen Beispielen, untermalt von zahlreichen Bildern und Videos, zeigte Wolfgang Müller mit großer Leidenschaft, wie wichtig es z.B. ist, den Aufsteh- und Abliegevorgang von Kühen genau zu beobachten. „Hirnanrennstangen“, die den natürlichen Kopfschwung nach vorne beim Aufstehen behindern, haben nichts mehr in einer modernen Liegebox verloren. Die Kunst eines guten Tierhalters besteht darin, die Antennen auszufahren, diese Signale zu empfangen und darauf zu reagieren. Und die Tiere danken es mit Gesundheit und Leistung, sodass der Tierhalter gleich noch einmal lieber in den Stall geht und mit seinen Tieren arbeitet, die schließlich seine Existenzgrundlage bilden.

Herr Müller hält ein Mikrofon und spricht

Menschen sitzen im Bierzelt

Ein Mann steht am Rednerpult und spricht

Ein Mann steht am Rednerpult