Rund um die Uhr geben Kühe wertvolle Informationen ab, wenn man nur die richtige Antenne dafür besitzt.
Kühe geben ständig Signale ab, aus denen sich zahlreiche Informationen über Gesundheit, Wohlbefinden, Ernährung und Leistungsfähigkeit ableiten lassen. Die Kunst eines guten Tierhalters besteht darin, diese Signale zu empfangen und darauf zu reagieren. Um sich in dieser Fähigkeit wieder mehr einzuüben, organisierte die Landwirtschaftskammer Tirol einen Kuhsignale-Workshop mit Trainer Wolfgang Müller in Osttirol. Gastgeber war Bernhard Mariacher in Virgen, einer der Spitzenbetriebe der Tiroler Fleckviehzucht, der in seinem Laufstall 40 Kühe mit Nachzucht hält. Nach einem intensiven Vormittag, der die anwesenden Landwirte mit zahlreichen Bildern und Videos auf die Thematik einschwor, stand am Nachmittag die Optimierung des örtlichen Milchviehstalles mittels Checklisten auf dem Programm. Am Ende eines informativen Tages, der die Beobachtung der Tiere sehr stark in den Mittelpunkt rückte, waren die Teilnehmer äußerst überrascht, dass es selbst in einem Spitzenbetrieb noch machbare Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Dabei kommt es besonders darauf an, keine
voreiligen Schlüsse zu ziehen, sondern sich immer wieder die drei Grundfragen zu stellen:
Was sehe ich? Woher kommt das? Was bedeutet das? So kann eine Beule an der Schulter einer Kuh Aufschluss über ein nicht optimales Fressgitter bieten, und es kann ein Anzeichen für unkomfortable Liegeboxen sein, wenn die Kühe darin stehenbleiben. Mit solchen Erkenntnissen können dann gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit und Leistung der Herde ergriffen werden.
Wenige Tage später machte sich Kuhsignale-Trainer Wolfgang Müller auf Einladung des Agrarunternehmens Bösing auf den Weg ins Münsterland in unmittelbarer Nähe zu den Niederlanden. In einem Workshop „Wie man sich bettet, so liegt man“ ermunterte Wolfgang Müller die zahlreich anwesenden Praktiker, sich aktiv mit der Optimierung ihrer Liegeboxen auseinanderzusetzen. „Kühe arbeiten im Liegen. Wenn sie also schlecht liegen, arbeiten sie schlecht. Das darf nicht sein“ fasste Wolfgang Müller die Thematik prägnant zusammen. In seinen lebhaften Ausführungen erklärte er sehr anschaulich, was es mit den Maßen, Einstellungen der Steuerungselemente, der Oberflächengestaltung und der Einstreu auf sich hat. Das Potenzial bestehender Anbinde- und Laufställe sei riesig. Varianten zur Optimierung der Ställe müssten betriebsspezifisch sein, damit sie auch umgesetzt werden. Ein überzeugter Betriebsleiter sei dabei der wichtigste Erfolgsfaktor für die gewählte Lösung.
Bemerkenswert sind die Auswirkungen nach der Optimierung:
Wolfgang Müllers Fazit:
Viele Anpassungen in bestehenden Stallungen sind einfach und kostengünstig realisierbar, mit großen Auswirkungen für Mensch und Tier. Innerhalb eines Jahres nach den Anpassungen können leicht steigende Milchleistungen verzeichnet werden. Welche wirtschaftlichen Veränderungen längerfristig zu erwarten sind, kann momentan nur erahnt werden. Fakt ist, dass bedürfnisgerechtes Bauen für die Kuh zukünftig nicht nur bei Umbauten, sondern klar auch für Neubauten den Schlüssel zum Erfolg darstellt.