Kälber: Bitte Mantel anziehen

Wir diskutieren nach wie vor viel über den Hitzestress von Milchkühen und versuchen diesen durch verschiedene Maßnahmen einzubremsen. Der Kältestress, den neugeborene und junge Kälber erleiden, geht dabei vielfach in der Betrachtung unter. Kälber werden mit sehr niedrigen Energiereserven geboren, die, wenn es die Kälber friert, rasch aufgebraucht sind. Bei Temperaturen zur Geburt von kleiner 10°C beginnt der Kältestress. Auch im weiteren Verlauf der Aufzucht wird es Kälbern bei Umgebungstemperaturen von kleiner 15°C frisch. Wer friert, der verliert Energie, die für das Immunsystem und das Wachstum dringend gebraucht wird. Zudem weisen Kälber im Verhältnis zu ihrem Gewicht eine sehr viel größere Körperoberfläche auf, über die sie gerade bei niedrigen Umgebungstemperaturen rasch viel Wärme und damit viel Energie verlieren.
Kälberdecken können helfen, dass zum einen geschwächte oder erkrankte Kälber ihre Körpertemperatur in kalter Umgebung ohne großen Energieeinsatz regulieren können. Eine Kälberdecke schützt sie vor drohender Untertemperatur. Gerade Kälber mit starkem Durchfall sind besonders gefährdet. Nach dem Einsatz an einem kranken Kalb, muss jede Decke unbedingt gründlich in der Waschmaschine gewaschen und evtl. desinfiziert werden. Aber auch gesunde Kälber profitieren Im Winterhalbjahr von Kälberdecken, was von zahlreichen Praktikern angezweifelt wird. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Kälber unter den Decken in der Folge nicht schwitzen und überhitzen. Sollte dies der Fall sein, dann kühlen sie später nur noch stärker aus. Decken Sie die Kälber also nur dann ein, wenn Sie auch selbst, eine Winterjacke anziehen würden. Aber sollten gesunde Kälber grundsätzlich eingedeckt werden? Eine britische Studie gibt dazu eindeutige Antworten. Im Rahmen dieser wurden 40 Kälber der Rasse Holstein verglichen, die im Winter zwischen Dezember und Februar geboren und aufgezogen wurden. Die eine Hälfte der Kälber erhielt im Alter von 2 bis 12 Wochen Kälberdecken, die andere Hälfte blieb „uneingedeckt“. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die eingedeckten durchschnittlich 5,3 kg mehr zunahmen als die ohne Decke.
In der Studie wurden aber noch weitere positive Effekte nachgewiesen: Die Kälber zeigten eine geringere Futteraufnahme, was zu einer Einsparung von etwa 3,50 Euro pro Tier führte. Der hintere Brustumfang vergrößerte sich, was auf eine verbesserte Pansenentwicklung hinweist. Die Tiere hatten eine geringere Häufigkeit von Neuerkrankungen bzgl. Durchfall.


Und nicht vergessen: Ein Nestscore von 3 ist unabdinglich!

Nesting Score 3: Die Beine versinken im Stroh und sind im Liegen fast nicht mehr zu sehen. Bei Nesting Score 3 treten rund 50 % weniger Lungenentzündungen auf als bei Nesting Score 1.
Kälberdecken entsprechen etwa einem Nesting Score-Punkt.

Anforderungen an eine gute Kälberdecke

  • Maschinenwaschbar bei 60 Grad
  • Atmungsaktives Material, damit das Kalb darunter nicht schwitzt
  • Wasserabweisende Oberfläche, damit sich die Decke nicht vollsaugt
  • Klickverschlüsse sind leichter zu reinigen als Klettverschlüsse
  • Gurte zur Befestigung aus weichem Material, das nicht einschneidet
  • Ein flexibles, anpassbares System, das mit dem Kalb mitwächst

Ein Kalb liegt mit Decke im Stroh

Kälbchen liegt mit Decke im Stroh