Futteraufnahme
Die beschriebenen Unterschiede in Farbe und Struktur der getesteten Futtermischungen könnten eine der Ursachen für die festgestellten Differenzen im Futterverzehr sein. Braunleger, die mit der rapsbetonten Mischung (V3) versorgt wurden, zeigten einen täglichen Futterverbrauch von 120 g je Tier und damit 5,4 g weniger als die Tiere der Kontrollvariante. Diese Differenz, die sich im Jahr auf 1,971 kg Futter kumuliert, war signifikant. Auch die Versuchsgruppe V2 verzehrte signifikant (3,9 g je Tier und Tag) weniger Futter als die Kontrolle, während V2 eine Mittelstellung einnahm und sich lediglich von V3 abhob.
Unabhängig von den Differenzen zwischen den Futtervarianten haben die Hennen aller Gruppen täglich 120 g Futter und mehr verzehrt. Somit dürfte es kaum zu bedeutenden Nährstoffdefiziten aufgrund einer zu geringen Futteraufnahme gekommen sein.
Bei den Weißlegern verzehrten die Tiere der Kontrollgruppe zwar auch am meisten Futter, jedoch war die Differenz zu den Versuchsvarianten geringer (1,0 bis 1,4 g/Tier und Tag, Tabelle 3 auf Seite 19) und nicht signifikant. Möglicherweise reagieren LSL-Hennen nicht so sensibel auf die Versorgung mit unterschiedlichen Proteinkomponenten oder auf Abweichungen in der Futterstruktur und -farbe.
Legeleistung
Die zum Teil sehr deutlich ausgeprägten Unterschiede in der Legeleistung je Anfangshenne (AH) konnten statistisch nicht abgesichert werden. Die produzierte Eizahl lag bei den LB-Hennen in der Kontrollgruppe mit 286 Eiern/AH am niedrigsten. Die tendenziell höchste Legeleistung besaßen die LB-Hennen mit rapsbetonter Fütterung (300 Eier/AH). Tendenziell zeigten alle Braunleger-Versuchsgruppen eine bessere Performance als die Kontrollgruppe.
Die LSL-Hennen hatten eine deutlich bessere Persistenz und legten mit 87,7 % (V2) bis 89,9 % (V1) ca. 5,2 bis 10,3 % mehr Eier/AH als die LB-Hennen (Tabelle 3). Beim Vergleich der beiden Genetiken waren bei gleicher Futtervariante Unterschiede von 22 bis 35 Eiern je AH und Jahr zugunsten der Weißleger auszumachen. Der kombinierte Einsatz verschiedener Proteinträger (V1) generierte bei den Weißlegern die höchste Legeleistung, jedoch ohne signifikanten Unterschied zu den weiteren Gruppen. Der Einfluss der getesteten Futtermischungen war bei den LSL-Hennen in der Legeleistung/AH mit einer Differenz von 2,2 % zwischen den Extremen (V2: 87,7 % zu V1: 89,9 %) geringer ausgeprägt als bei den LB-Tieren mit 3,9 % (Kontrollgruppe: 78,6 % zu V3: 82,5 %).
Futterverwertung
In der Futterverwertung wurde ebenfalls nur ein Effekt der Genetik zugunsten der LSL (2,148 bis 2,202 kg Futter/kg Eimasse) im Vergleich zu LB festgestellt (2,311 bis 2,378 kg Futter/kg Eimasse). Die Differenzen zwischen den Futtergruppen in der Futterverwertung waren über die gesamte Legeperiode marginal. Lediglich im ersten Legemonat wurde eine signifikant unterschiedliche Effizienz der Futterumwandlung in Eimasse bei den Braunlegern festgestellt. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Varianten V1 und V3 die Legereife etwas eher erreichten als die Kontrolle und V2.
Die zum Teil stark ausgeprägten Unterschiede in der Mortalität zwischen den Futtergruppen (LB von 2,8 % bis 9,3 %, LSL von 5,3 % bis 9,3 %) waren wegen der begrenzten Anzahl von Tieren (ein verendetes Tier verändert die Verlustrate um 0,6 bis 0,7 %) und Wiederholungen (fünf bis sechs je Genetik und Futtergruppe) statistisch nicht gesichert. Bei den LSL-Hennen war eine Abgangsursache dominant: Zehenkannibalismus (31 von 48 verendeten in dessen Folge). Diese Verhaltensstörung trat aber in allen Futtervarianten auf. Inwieweit es sich hierbei um eine Problematik handelt, die mit intakten Schnäbeln in Verbindung steht, lässt sich aus den vorliegenden Beobachtungen nicht ableiten.
Eigewichte
Der eindeutigste Effekt der getesteten Futtervarianten ergab sich beim Eigewicht und der Gewichtsklassenverteilung. Sowohl zu Legebeginn als auch über den gesamten Versuchszeitraum zeigte sich ein Dosis-Wirkungs-Effekt. Mit der Reduktion des Sojaanteils von der Kontrolle über die Variante V1 (53 % des Sojas ersetzt) bis zu den Versuchsgruppen ohne Sojaextraktionsschrot (V2 und V3) sank das Eigewicht sowohl bei den LSL- als auch bei den LB-Hennen. Bei den raps- und sonnenblumenbetonten Varianten (V2 und V3) wurden bei den Braunlegern mit Eigewichten von 63,3 g (V2) bzw. 62,1 g (V3), bei den LSL von 62,3 g (V2) und 62,0 g (V3) ca. 2 g niedrigere Eigewichte festgestellt als in der Kontrolle. V1 nahm mit 63,6 g (LB) und 63,2 g eine Mittelstellung ein.
Möglicherweise sind Differenzen in der Proteinverdaulichkeit der getesteten Futtervarianten für die beobachteten Eigewichtsunterschiede mit verantwortlich. Außerdem gilt es, den Zusammenhang zur Legeleistung herzustellen. So zeigt die rapsbetonte Fütterungsgruppe unter den LB-Hennen mit 62,1 g das niedrigste Eigewicht, aber zugleich die höchste Legeleistung. In der Eimasseproduktion je AH und Jahr lagen dabei die rapsbetont gefütterten LB-Hennen an der Spitze. Sie konnten ihre niedrigeren Eigewichte also durch eine höhere Legeleistung kompensieren. Analog liegt dieser Sachverhalt bei den LSL.
Der komplette Verzicht auf SES (V2 und V3) führte zu einem signifikanten Anstieg der schlecht zu vermarktenden S-Eier um 10 bis 12 % im ersten Legemonat und zu einem signifikant niedrigeren L- und XL-Anteil bei beiden Herkünften über die gesamte Legeperiode. Auffällig war der relativ hohe Anteil B-Ware (Schmutz- und Knickeier) bei der Futtervariante mit Sonnenblumenschrot (V2) mit ca. 2,3 bis 2,4 % Schmutzeiern bei beiden Genetiken und einer relativ schlechten Schalenstabilität (35,8 N) dieser Versuchsgruppe im Vergleich zu den anderen Futtergruppen bei den Braunlegern.
Geruchsabweichungen
Da in der Variante V3 mit 16 % Rapsprodukten die Empfehlung der einzelnen Grenzwerte von 10 % für Rapsextraktionsschrot und 5 % für Rapskuchen/-expeller in der Summe ausgereizt wurden, sollte ein sensorischer Test klären, ob Geruchs- oder/und Geschmacksabweichungen bei den Eiern auftreten. Zurückzuführen sind spezielle Restriktionsvorgaben bei der Fütterung von Braunlegern mit Rapsprodukten auf eine Stoffwechselstörung, durch die das Trimethylamin (TMA) im Raps nicht abgebaut und folglich im Dotter eingelagert wurde. Das führte früher zu den sogenannten Stinkeiern. Inzwischen wurde das Einzelgen, das für die Stoffwechselstörung verantwortlich ist, identifiziert und aus den Braunlegerlinien züchterisch eliminiert.
Trotz der genannten züchterischen Veränderungen konnten von den Prüfern bei 28,4 % der Eier der Variante V3 (rapsbetont) leichte Geruchsabweichungen festgestellt werden. Damit weicht die rapsbetonte Futtervariante V3 signifikant von den anderen Futtermischungen (K: 7,2 %, V1: 12,8 % und V2: 5,6 %) in der Häufigkeit leichter Geruchsveränderung ab. Zu beachten ist dabei, dass selbst in der Kontrollgruppe (ohne Raps) bei 7,2 % der Eier leichte Geruchsabweichungen bei rohen Eiern auftraten. Starke Geruchs- oder signifikante Geschmacksveränderungen am gekochten oder gebratenen Rührei wurden nicht festgestellt. Dazu war aber möglicherweise der Probenumfang mit zehn Eiern je Zubereitungsvariante und Versuchsgruppe zu gering.