Produktionstechnische und betriebswirtschaftliche Auswertung bayerischer Legehennenbetriebe

Optimierung des Herdenmanagements und betriebswirtschaftlicher Erfolg

Jeder Betriebsleiter kennt diese Schlagworte, doch weiß auch jeder Betriebsleiter welche Bedeutung hinter diesen Begrifflichkeiten steckt?
Zweifelsohne sind lukrative Vermarktungswege in der Legehennenhaltung von großer wirtschaftlicher Relevanz, jedoch nicht der einzige Schlüssel zum Betriebserfolg. Zu einer effizienten Betriebszweigführung gehören genaue Kenntnisse über produktionstechnische Leistungskennzahlen sowie über die Kostenstruktur.
Das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung in Kitzingen hat deshalb gemeinsam mit den Geflügelfachberatern der bayerischen Offizialberatung und der Öko-Verbände „BIOLAND Bayern e.V.“ sowie „Naturland – Verband für ökologischen Landbau e.V.“ in den Jahren 2010 und 2011 biologische und ökonomische Leistungskennzahlen in 6 konventionellen und 6 ökologischen bayerischen Legehennenbetrieben erfasst und ausgewertet. Die Betriebszweigauswertung zeigte den beteiligten Betrieben „Schwächen“ und „Stärken“ im Betriebszweig „Legehennenhaltung“ auf und überzeugte dadurch die Betriebsleiter von der Notwendigkeit der Datenerfassung und –auswertung zur Optimierung von Produktionsprozessen.
Von jedem der beteiligten Betriebe wurden Daten aus einer Legeperiode (13 Perioden x 28 Tage) erfasst und ausgewertet. Die Legeperiode begann mit der 20. Lebenswoche und endete nach der 72. Lebenswoche.
Die nachfolgenden Ausführungen sollen der Praxis und Fachberatung aussagekräftige produktionstechnische und ökonomische Zahlen an die Hand geben, mit dem Ziel, die Wirtschaftlichkeit im Betriebszweig „Legehennenhaltung“ weiter zu verbessern.

Haltungsmanagement der beteiligten Legehennenbetriebe

Die Bestandsgrößen der erfassten Herden lagen in den konventionellen Betrieben zwischen 1.700 und 19.266 Tierplätzen und in den Öko-Betrieben zwischen 1.000 und 3.088 LH-Plätzen. Im folgenden ist ein Einblick in das Management der Legehennenbetriebe zu finden.
Management der Legehennenbetriebe

Betrieb 1

  • Haltungssystem:
    • Voliere, Scharrbereich innen
  • Besatzdichte:
    • 16,5 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 15 Std. Licht, 9 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 50 % LB, 50 % LSL
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 20. bis 72. LW

Betrieb 2

  • Haltungssystem:
    • Voliere, Scharrbereich innen
  • Besatzdichte:
    • 15,3 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 15 Std. Licht, 9 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 62 % BG, 38 % LSL
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 20. bis 64. LW, vorzeitig Ausstallung

Betrieb 3

  • Haltungssystem:
    • Voliere Scharrbereich innen + Kaltscharraum
  • Besatzdichte:
    • 17,0 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 14 Std. Licht, 10 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 50 % LT, 50 % LSL
  • Fütterungsverfahren:
    • Vorlegefutter: 18. bis 20. LW Phase 1: 21. bis 72. LW

Betrieb 4

  • Haltungssystem:
    • Voliere Scharrbereich innen
  • Besatzdichte:
    • 15,5 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 16 Std. Licht, 8 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 50 % LB, 50 % LSL
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 20. bis 72. LW

Betrieb 5

  • Haltungssystem:
    • Voliere Scharrbereich innen + Kaltscharraum
  • Besatzdichte:
    • 10,5 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • keine Verdunkelung möglich, natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus (Zusatzlicht ab Herbst), bis 14 std. Licht, 10 Std. Dunkelheit
  • Herkunft:
    • 100 % LSL
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 20. bis 32. LW Phase 2: 33. bis 72. LW

Betrieb 6

  • Haltungssystem:
    • Voliere Scharrbereich innen
  • Besatzdichte:
    • 17,2 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 15 Std. Licht, 9 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 100 % LSL
  • Fütterungsverfahren:
    • Vorlegefutter: 18. bis 19. LW Phase 1: 20. LW Phase 2: 21. bis 32. LW Phase 3: 33. bis 72. LW

Betrieb 7

  • ökologisch wirtschaftender Betrieb
  • Haltungssystem:
    • Voliere, Scharrbereich innen + Kaltscharraum
  • Besatzdichte:
    • 12,0 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 14 Std. Licht, 10 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 100 % LB
  • Fütterungsverfahren:
    • Vorlegefutter: 19. bis 20. LW Phase 1: 21. bis 44. LW Phase 2: 45. bis 68. LW vorzeitige Ausstallung

Betrieb 8

  • ökologisch wirtschaftender Betrieb
  • Haltungssystem:
    • Voliere, Scharrbereich innen + Kaltscharraum
  • Besatzdichte:
    • 12,0 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 15 Std. Licht, 9 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 100 % LB
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 20. bis 39. LW Phase 2: 40. bis 72. LW

Betrieb 9

  • ökologisch wirtschaftender Betrieb
  • Haltungssystem:
    • Voliere, Scharrbereich innen + Kaltscharraum
  • Besatzdichte:
    • 9,0 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 14 Std. Licht, 10 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 100 % LB
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 18. bis 24. LW Phase 2: 25. bis 72. LW

Betrieb 10

  • ökologisch wirtschaftender Betrieb
  • Haltungssystem:
    • Mobilstall, Bodenhaltung, Scharrbereich innen
  • Besatzdichte:
    • 6,0 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • keine Verdunkelung möglich, natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus (Zusatzlicht ab Herbst), bis 14 Std. Licht, 10 Std. Dunkelheit
  • Herkunft:
    • 100 % LB
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 20. bis 24. LW Phase 2: 45. bis 68. LW vorzeitige Ausstallung

Betrieb 11

  • ökologisch wirtschaftender Betrieb
  • Haltungssystem:
    • Voliere, Scharrbereich innen
  • Besatzdichte:
    • 12,0 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • bis 15,5 Std. Licht, 8,5 Std. Dunkelheit, Verdunkelung möglich
  • Herkunft:
    • 100 % LB
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 20. bis 46. LW Phase 2: 47. bis 72. LW

Betrieb 12

  • ökologisch wirtschaftender Betrieb
  • Haltungssystem:
    • Mobilstall, Voliere, Scharrbereich innen + Kaltscharraum
  • Besatzdichte:
    • 8,9 Tiere/m²
  • Lichtprogramm:
    • keine Verdunkelung möglich, natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus (Zusatzlicht ab Herbst), bis 14 Std. Licht, 10 Std. Dunkelheit
  • Herkunft:
    • 100 % LB
  • Fütterungsverfahren:
    • Phase 1: 20. bis 32. LW Phase 2: 33. bis 72. LW

Produktionstechnische Ergebnisse

Legereife und Legeleistung

Legereife

Ein wichtiger Leistungsparameter in der Legehennenhaltung ist das Alter der Tiere bei Legebeginn. Der Zeitpunkt der Legereife hängt in erster Linie vom Entwicklungsstadium der Junghennen ab und lässt sich durch Fütterung sowie Lichtprogramm steuern. In den beteiligten Betrieben setzte demnach die Eiproduktion zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten ein. Eine Legeleistung von 50% erreichten die Legehennen im Mittel der konventionellen Betriebe am 150. Lebenstag (22. LW), während die Tiere in den Ökobetrieben dieses Leistungsniveau erst 7 Tage später, am 157. Lebenstag, erzielten.

Legeleistung

Die Legeleistung je Anfangshenne – welche die Mortalität während der Legeperiode berücksichtigt – lag in den konventionellen Herden bei durchschnittlich 82,9%, dies entspricht 299 Eiern je AH und Jahr. Ein Vergleich mit den Produktionszielen des Zuchtunternehmens Lohmann Tierzucht GmbH zeigte, dass die Produktionsziele im Mittel der Betrieb erreicht wurden und somit die Leistungen den Erwartungen entsprachen. Die Streuung lag zwischen 76,3% LL je AH und Jahr im leistungsschwächsten und 86,9% LL je AH und Jahr im leistungsstärksten Betrieb.
Die Auswertung der Legeleistung in den ökologisch wirtschaftenden Betrieben führte zu folgenden Ergebnissen: Ø 75,4% LL je AH bzw. 275 erzeugte Eier je AH und Jahr. Das Leistungsniveau in den Ökobetrieben lag mit 7,5% deutlich unter dem Produktionsniveau der konventionellen Betriebe. In den Ökobetrieben waren Spitzenleistungen von über 90% im Mittel der Betriebe nicht realisierbar. Bereits in der 3. Legeperiode verzeichnete die „Ökokurve“ einen Leistungseinbruch um 3,4%. Ursache für den unerwünschten Leistungsverlauf könnte eine Mangelernährung der Tiere zu Legebeginn gewesen sein. In der ökologischen Legehennenhaltung wird die geforderte Nährstoffaufnahme (vor allem an schwefelhaltigen Aminosäuren [SAS] Methionin und Cystein) oftmals nicht erreicht, da schmackhafte Futterkomponenten mit einer akzeptable Konzentration an Energie und SAS nicht oder nur sehr begrenzt verfügbar sind. Die geringeren Nährstoffkonzentrationen in den eingesetzten Ökofuttermitteln der Phase 1 (Æ 10,6 MJME/kg Futter, 0,34% Methionin) begrenzten – in Kombination mit zu niedrigen Futteraufnahmen zu Legebeginn – das Leistungsvermögen der Ökoherden. Die einzelbetriebliche Betrachtung zeigte aber auch, dass Spitzenbetriebe in der ökologischen Eiererzeugung durchaus in der Lage sind, konventionelle Produktionsziele zu erzielen. So reichte die Leistungsspanne von 66,7% LL je AH und Jahr im leistungsschwächsten Ökobetrieb bis 82,2% je AH und Jahr im produktionsstärksten Ökobetrieb.
Abbildung 5 zeigt die Leistungsverläufe in den konventionellen und ökologischen Legebetrieben sowie die Produktionsziele der Herkünfte LOHMANN Brown und LOHMANN Tradition.

BZA Legeleistung

Vermarktungsfähige Eier und Gewichtsklassensortierung

Vermarktungsfähige Eier

Von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist für den Eiererzeuger die Anzahl vermarktungsfähiger Eier. Der Anteil vermarktungsfähiger Eier errechnet sich in unserem Fall aus der Eizahl je AH und Jahr abzüglich der Schmutz- und Knickeier sowie der Eier der Gewichtsklasse S multipliziert mit einem Faktor, der sich aus dem Verhältnis von tatsächlichen Produktionstagen zu Haltungstagen ergibt. Berücksichtigt werden in diesem Faktor somit Servicezeiten für Reinigung und Desinfektion (für jeden Betrieb wurden 10 Tage für R+D unterstellt) und der betriebsindividuelle Zeitraum von der Einstallung der Junghennen bis Legebeginn. Ziel eines jeden Legehennenhalters sollte es sein, die Leerzeiten bzw. „produktionsfreien“ Haltungstage möglichst gering zu halten. In den konventionellen Betrieben wurden durchschnittlich 257 vermarktungsfähige Eier je Henne und Jahr erzeugt (Spanne zwischen den Betrieben: 225 – 287 vermarktungsfähige Eier). Die Differenz zwischen dem „stärksten“ und „schwächsten“ Betrieb liegt bei 62 vermarktungsfähigen Eiern. Die große ökonomische Bedeutung dieser Kennzahl zeigt folgendes Beispiel: Hochgerechnet auf einen Tierbestand mit 3.000 Legehennen sind das jährlich 186.000 Eier, die der „stärkste“ Betrieb mehr vermarkten kann; dies entspricht bei einem durchschnittlichen Stückpreis von 15 ct. einem jährlichen Mehrerlös von 27.900 € für den leistungsstärksten Betrieb.
Im Mittel der Ökobetriebe wurden 236 vermarktungsfähige Eier je AH und Jahr erzeugt. Die Streuung zwischen den Betrieben reicht von „unakzeptablen“ 209 bis „erfreulichen“ 266 vermarktungsfähigen Eiern je AH und Jahr.

Gewichtsklassensortierung

Die Gewichtsklassensortierungen entsprachen sowohl in den konventionellen als auch ökologischen Betrieben weitestgehend den Erwartungen. Für die Konsumeiervermarktung sind vor allem Eier der Gewichtsklassen M, L und in der konventionellen Eiererzeugung auch XL Eier mit guter Schalenstabilität erwünscht. Das durchschnittliche Eigewicht lag bei 64,1 g (konv) bzw. 64,3 g (öko). Die Eigewichtsverläufe während der Legeperiode zeigt Abbildung 6.
In nahezu allen Betrieben war die Nestakzeptanz mit 96,4% - 99,6% gut bis sehr gut. Besonders erfreulich war der geringe Anteil an Bruch- und Knickeiern in den ökologisch wirtschaftenden Betrieben; dieser lag bei nur durchschnittlich 0,54% des Gesamtgeleges bzw. 2 Eiern je AH und Jahr.
In den meisten Betrieben wurden S-Eier und B-Ware über die Nudel- und Eierlikörherstellung veredelt, sodass in diesen Betrieben deutlich geringere finanzielle Einbußen entstanden, als in Betrieben, die diese Eier – nicht kostendeckend – an die Eiproduktenindustrie abgeben oder gar entsorgen mussten.
Tabelle 3 zeigt die durchschnittlichen Gewichtsklassenverteilungen der Gesamtgelege in den konventionellen und ökologischen Betrieben.

BZA Eigewicht

Tab. 1: Gewichtsklassensortierungen in den konventionellen und ökologischen Betrieben in %
Gewichtsklassenkonventionellökologisch
 3,44,4
 36,734,6
 50,051,8
XL (≥ 73 g)5,57,0
Schmutz1,91,7
Knick2,60,5

Wirtschaftlichkeit der Legehennenhaltung (ohne Sortierung, Verpackung und Vermarktung)

In den folgenden Ausführungen werden die ökonomischen Aspekte der Eiererzeugung – ohne Sortierung, Verpackung und Vermarktung – aufgezeigt.
Zu den wichtigsten Kostenblöcken in der konventionellen und ökologischen Eiererzeugung zählen die Futterkosten, gefolgt von den Junghennenkosten, den Kosten für die Unterbringung der Legehennen und den Arbeitskosten. Unabhängig von der Wirtschaftsweise entfallen ca. 71% der Gesamtkosten auf variable Kostenblöcke und ca. 29% auf feste Kostenfaktoren sowie die Entlohnung der eingesetzten Arbeit. Abbildung 6 zeigt die Kostenstruktur in der Eiererzeugung 2010/11

BZA Kostenstruktur

Investitions- und Festkosten
Die Festkosten je vermarktungsfähiges Ei hängen vom Investitionsvolumen, der Abschreibungsdauer, dem Zinsatz für das eingesetzte Kapital und von der Anzahl der vermarktungsfähigen Eier je Henne und Jahr ab. In dem vorliegenden Projekt wurden Neubauten auf 20 Jahre abgeschrieben (5% AfA p.a.), die bestehenden Gebäude (Umbauten) waren bereits vollständig abgeschrieben. Die Stalleinrichtung amortisiert sich nach 10 Jahren (10% AfA p.a.). Für das eingesetzte Kapital wird ein Zinssatz von 4% unterstellt. Aufwendungen für Reparaturen und Wartung betragen jährlich 1% der Investitionskosten. Die Investitionskosten je Stallplatz schwankten - unabhängig von der Wirtschaftsweise - enorm zwischen den einzelnen Betrieben. Die reinen Nettobaukosten reichten (ohne Berücksichtigung von Erschließung und Agrarinvestitionsförderung) in den konventionellen Betrieben von 26€ (Umbau; 19.266 Hennenplätze) bis 63€ (Neubau; 1.900 Stallplätze). In den ökologisch wirtschaftenden Betrieben lag der Kapitalaufwand (Netto) je Stallplatz zwischen 18,60€ (gemietetes Stallgebäude; 3.060 Hennenplätze) und 86,70€ (Neubau; 2.994 Hennenplätze). Für die nachfolgende Vollkostenberechnung wurde aus den Investitionskosten ein Mischpreis aus Neu- und Umbauten gebildet. Es errechnete sich in der konventionellen Eiererzeugung ein durchschnittlicher Kapitalaufwand von 41,5€/Platz und demzufolge eine Festkostenbelastung in Höhe von 1,84ct/vermarktungsfähiges Ei. Die durchschnittlichen Investitions- bzw. Festkosten in den Ökobetrieben betrugen: 56,1€ €/Platz bzw. 2,68ct/vermarktungsfähiges Ei.
Wichtiger Hinweis:
Betriebsleiter, die zukünftig in neue massive oder auch mobile Ställe investieren, sollten sich nicht an den Mischkosten orientieren. Je nach Bestandsgröße und Bauausführung ist in der konventionellen und ökologischen Legehennenhaltung mit Netto-Investitionskosten in Höhe von 70€ - 120€ je Stallplatz zu kalkulieren. Dies entspricht je nach Leistungsniveau der Legehennen, einer Festkostenbelastung von ca. 3,0 – 4,5ct je vermarktungsfähiges Ei.
Arbeitsaufwand und Arbeitskosten
Der erforderliche Arbeitsaufwand betrug in der konventionellen Eiererzeugung 8,9 Akmin/Legehenne und Jahr bzw. 14,8 Akh/100 Tiere und Jahr. In den Ökobetrieben lag der Arbeitszeitbedarf – aufgrund der Auslaufpflege und der z.T. intensiveren Tierbestandsbetreuung – mit durchschnittlich 21,0 Akmin/Tier und Jahr bzw. 35,0 Akh/100 Legehennen und Jahr deutlich höher. In den Mobilstallbetrieben führten zusätzliche Arbeitsgänge wie das Verziehen des mobilen Stallgebäudes und das regelmäßige „Futter und Wasser an den Stall bringen“ zu einem Arbeitsaufwand von etwa 25,5 Akmin/Legehenne und Jahr bzw. 42,5 Akh/100 Tiere und Jahr. Unterstellt man eine Bruttoentlohnung von 15€/Akh und geht von den Mittelwerten aus, so errechnen sich in den konventionellen Betrieben Arbeitskosten in Höhe von 0,97ct. je vermarktungsfähiges Ei (Spanne 0,59ct – 1,43ct) und in den ökologischen Betrieben Arbeitskosten in Höhe von 2,18ct. je vermarktungsfähiges Ei (Spanne 1,86ct – 2,78ct).
Vollkostenberechnung
In Tabelle 2 sind nochmals die wichtigsten Kennzahlen (Mittelwerte) zur Vollkostenermittlung in der konventionellen und ökologischen Eiererzeugung zusammengefasst.
Tab. 2: Parameter zur Vollkostenberechnung
Kennzahl konventionell
(Mittelwerte)
ökologisch
(Mittelwerte)
Vermarktungsfähige EierStück (Anfangshenne)257236
Junghennenpreis nettoEuro/Stück4,517,70
Futteraufwandkg/Anfangshenne41,843,3
Futtermittelpreis nettoEuro/dt27,443,6
ArbeitsaufwandAkmin/Legehenne9,821,0
Arbeitskosten (15 €/Akh)Cent/vermarktungsfähiges Ei0,972,18
Investitionskosten nettoEuro/Legehennenplatz41,556,1
Festkosten (5 % Afa Gebäude, 10 % Afa Inneneinrichtung, 4 % Zinssatz, 1 % Unterhalt und Versicherung)Cent/vermarktungsfähiges Ei1,842,68
Die Direktkosten lagen im Mittel der konventionellen Betriebe bei 6,88 ct und im Mittel der Ökobetriebe bei 12,04 ct je vermarktungsfähigem Ei. Rechnet man zu den direkten Kostenfaktoren die Fest- und Arbeitskosten hinzu, so entstehen für das konventionelle Ei durchschnittliche Produktionskosten in Höhe von 9,69 ct. und für das „Öko-Ei“ 16,90 ct (Tab. 3). Geschuldet sind die deutlich höheren Produktionskosten im Ökolandbau vor allem den höheren Futter- und Junghennenpreisen sowie dem Arbeitsaufwand. Betrachtet man die Summe der Produktionskosten, so verursacht die Erzeugung der Ökoeier im Mittel um 75% höhere Erzeugungskosten als die der konventionellen Eier.
Tab. 3: Vollkostenberechnung in der konventionellen und ökologischen Legehennenhaltung 2010/2011(Angaben in ct. je vermarktungsfähiges Ei)
Kostenfaktorkonventionell
(Mittelwerte)
ökologisch
(Mittelwerte)
Futterkosten4,498,04
Junghenne inklusiv Impfungen1,783,28
Energie und Wasser0,310,31
Sonstige direkte Kosten0,250,34
Fremdarbeitslöhne0,050,06
Direkte Kosten gesamt6,8812,04
Feste Kosten1,842,68
Arbeitskosten0,972,18
Produktionskosten gesamt9,6916,90
Produktionskosten zum Untersuchungszeitpunkt und aktuelle Produktionskosten

Produktionskosten zum Untersuchungszeitpunkt

Die einzelbetriebliche Auswertung hat gezeigt, dass Spitzenbetriebe in der konventionellen Eiererzeugung das vermarktungsfähige Ei in den Jahren 2010/11 für 8,09 ct. und in der ökologischen Eiererzeugung für 13,76 ct. produzieren konnten. Der jeweils beste Betrieb erreichte einen Gesamtkostenvorteil von 1,6 ct (konv.) bzw. 3,14ct (öko) je Ei. Charakteristisch für beide Betriebe waren geringe Futterkosten. Der erfolgreichste konventionelle Betrieb hatte in diesem Kostenfaktor ca. 11% Einsparungen gegenüber dem Durchschnitt. In der Gruppe der ökologischen Betriebe hatte der beste Betrieb ca. 18% geringere Futterkosten als die Vergleichsbetriebe. Auffallend war in beiden Betrieben auch die geringe Festkostenbelastung; diese betrug 1,49 ct./Ei im konventionellen und 1,96 ct./Ei im ökologischen Spitzenbetrieb. Gleiches galt für die Arbeitskosten: Der hohe Automatisationsgrad zeigte einen deutlichen arbeitswirtschaftlichen Vorteil, sodass die Arbeitskosten das vermarktungsfähige Ei mit nur 0,76 ct. (konv.) bzw. 1,87ct. (öko) belasteten. Beide Betriebe überzeugten auch mit hoher Effizienz in der Produktionstechnik. So lag der Anteil der vermarktungsfähigen Eier im konventionellen Spitzenbetrieb bei 284 und im ökologischen Spitzenbetrieb bei 266 Stück je AH.

Aktuelle Produktionskosten

Die aktuelle Situation in der Legehennenhaltung ist geprägt von hohen Futtermittel- und Junghennenpreisen, was dazu führt, dass sich die Eierproduktion im Vergleich zur Datenerhebung 2010/11 verteuert. Derzeit ist in der konventionellen Legehennenhaltung mit Netto-Futtermittelpreisen von 36,00 – 39,00 €/dt Legemehl und in der ökologischen Eiererzeugung mit Nettokosten von 55,00 – 57,00 €/dt Legemehl zu kalkulieren. Die Junghenne mit 18 Lebenswochen kostet den konventionellen Legehennenhalter momentan zwischen 4,50 – 5,00 € (netto) und den ökologischen Betrieb zwischen 8,00 – 9,00€ (netto). Geht man von Mittelwerten aus, so verteuert sich das konventionelle vermarktungsfähige Ei unter dem derzeitigen Preisgefüge um ca. 1,7ct. Die aktuellen Produktionskosten liegen folglich bei Ø 11,39 ct je konventionelles Ei (Fest- und Arbeitskosten unverändert).
In der ökologischen Eiererzeugung schlagen sich die Kostensteigerungen bei Futter und Junghenne wie folgt auf die Produktionskosten nieder: Ausgehend von Mittelwerten erhöhen sich die Produktionskosten um etwa 2,54 ct auf insgesamt Ø 19,44 ct je vermarktungsfähiges Ei (bei unveränderten Fest- und Arbeitskosten).

Schlussfolgerungen

  • Die Auswertung des „Betriebszweiges Legehennenhaltung“ hat zwischen den Betrieben (innerhalb der Bewirtschaftungsform) eine große Schwankungsbreite in den produktionstechnischen und ökonomischen Leistungskennzahlen gezeigt.
  • In allen Betrieben können Produktionsprozesse weiter optimiert werden. Viele kleine Bausteine der täglichen Arbeit – sei es die Wahl geeigneter Mischfutter/Futterkomponenten, der richtige Zeitpunkt für den Futterwechsel, die Häufigkeit der täglichen Fütterungen oder die Einstellung des Lichtprogramms – führen dabei zum Erfolg.
  • Erst eine exakte Datenerfassung im Monatsrhythmus und die Auswertung der Leistungsverläufe erlauben eine fundierte Analyse mit horizontalem Betriebsvergleich.
  • Die Nutzung von Leistungsreserven zur Ressourcenschonung und Verbesserung der Nachhaltigkeit wird künftig für die gesamte Branche noch wichtiger.
  • Hohe gesetzliche Auflagen sowie der Wettbewerb auf dem regionalen und globalen Eiermarkt lassen Betriebe mittel- bis langfristig nur dann überleben, wenn folgendes Ziel verfolgt und umgesetzt werden kann: Kostenreduzierung bei Vollauslastung in Verbindung mit hohen biologischen Leistungen.

Förderhinweis

Diese Studie wurde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert. Durch die finanzielle Unterstützung konnten in den beteiligten Betrieben Wasseruhren und Wiegesysteme installiert werden.